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Bei Yin Yoga ist die Wirkung auf die Meridiane und Qi von herausragender Bedeutung. Das liegt daran, dass Paul Grilley, ein bekannter Yin Yoga Lehrer, seine Ausbildung unter anderem bei dem japanischen Meister Hiroshi Motoyama machte. Dr. Motoyama war eine große Inspiration, weil er die geheimnisvolle Beziehung zwischen körperlicher Bewegung und dem Energiefluss durch den feinstofflichen Körper erforschte. Er konnte als einer der Ersten wissenschaftlich nachweisen, wie Yoga auf die Chakras und Meridiane wirkt.

Dr. Motoyama zeigte, dass meditationserfahrene Personen durch die bewusste „Aktivierung“ eines Chakras die Energie im zugeordneten Akupunkturmeridian beeinflussen konnten. War der Energiefluss in den Chakras hingegen „blockiert“ oder gestört, traten negative energetische Veränderungen in Nervengeflechten und Meridiansystem auf. Dies war der Nachweis eines „zweiten Nervensystems“, das Energie durch den Körper leitet.

Nach der Theorie der TCM fließt diese Energie in besonderen Leitbahnen durch den Körper – den Meridianen (im indischen System werden sie Nadis genannt). Der Begriff „Meridian“ bedeutet so viel wie „fortgeleitete Pulsation“, eine Art pulsierendes Gefäßsystem, das den gesamten Körper ähnlich wie die Nerven, Arterien und Lymphbahnen durchfließt. Der Name Meridiane wurde den Qi-Kanälen von den Europäern gegeben, weil sie mit dem Meridiansystem der Erde vergleichbar sind.

Meridiane bilden ein Netz, das

  • Gewebe und Organe miteinander verbindet und einschließt,
  • Gelenke befeuchtet und
  • das Innere des Körpers mit dem Äußeren verbindet.

„Die weißen Männer des Altertums folgten dem Gesetz von Yin und Yang, ordneten ihr Leben in Harmonie mit dem Kreislauf der Jahreszeiten, übten beim Essen und Trinken Mäßigung und achteten darauf, sich nicht zu überarbeiten. Das ist der Weg, Geist und Körper in Harmonie zu halten und ein langes und erfülltes Leben zu führen.“
Aus: Des Gelben Kaisers Klassiker der Inneren Medizin (2698 v.Ch.)

Die Aktivierung der Meridiane im Yin Yoga

Die Organe sind in der TCM mit der Gesundheit der Meridiane verbunden, die durch sie hindurchfließen. Da jede dieser Leitbahnen mit einem bestimmten Organ oder Organsystem verbunden ist, ist der Körper aus chinesischer Sicht ein Ganzes aus voneinander unabhängigen Teilen und weniger eine Sammlung einzelner Stücke.

Jedes Yin-Organ mit seinem Meridian hat eine unmittelbare Beziehung zu seinem komplementären Yang-Organ und seinem Meridian.

Übersicht der 14 Hauptmeridiane

Es gibt 12 Hauptmeridiane, die durch Yogahaltungen positiv beeinflusst werden können. Die zwölf wichtigsten inneren Organe sind jeweils einem Meridian zugeordnet, der nach dem jeweiligen Organ benannt ist. Ausnahmen sind der Dreifache Erwärmer- und der Herzbeutel-Meridian, denen kein spezifisches Organ zugeordnet ist. Es gibt zwei weitere Sonderkanäle (Dienergefäß – yin & Lenkergefäß – yang), die an der Mittellinie der Körpervorder- und –rückseite verlaufen und keinem Organ zugeordnet, sondern für die Kontrolle der anderen zuständig sind.

Die zwölf Meridiane verlaufen spiegelbildlich in Längslinien auf dem Körper und haben jeweils einen Anfangs- und Endpunkt.

Sechs Meridiane werden dem weiblichen Yin zugeordnet, die anderen sechs dem männlichen Yang.

Meridianverlauf Vorderseite

Meridianverlauf Vorderseite

Meridianverlauf Rückseite

Meridianverlauf Rückseite

 

Die Aufgaben der Yin-Organe (Zang) Leber, Herz, Milz, Lungen und Nieren sind Produktion, Transformation, Regulation und Speicherung der reinen Energie grundlegender Substanzen wie Qi, Blut, Körpersäfte, Essenz (jing) und Geist (spirit). Yin-Organe haben in der Regel keinen Hohlraum.

Die Yang-Organe (Fu) Harnblase, Gallenblase, Magen, Dünn- und Dickdarm sind dafür zuständig, Nahrung zu verdauen, nützliche Bestandteile zu absorbieren und die Abfallstoffe weiter zu transportieren oder auszuscheiden. Sie haben es mit unreinen Substanzen zu tun wie unverdauter Nahrung, Urin und Abfallstoffen. Normalerweise handelt es sich um ein Hohlorgan.

Grafik Meridiane

aus: Yin Yoga – In der Ruhe liegt die Kraft, Iris Schwarz, 2015, S. 24

Im Falle, dass Lebensenergie nicht reibungslos durch die Meridiane fließt, entwickelt der Körper eigene Pathologien, die zu ernsten Krankheiten führen können.

Die Praxis von Yin Yoga kann den Fluss des Qi in den Meridianen anregen, die Funktion der Organe verbessern, energetische und emotionale Blockaden lösen. Mit dieser Praxis ist es möglich, Emotionen ganz zu verdauen, die man im Alltag permanent aufnimmt, oft aber keine Zeit hat, sich ihnen in adäquater Form zu widmen.

Die richtige Auswahl an Yin Asanas trägt zur Revitalisierung und Wiederherstellung der Lebendigkeit bei. Yin-Haltungen gibt es etwa zwei Dutzende, die Meridiane gut nähren können. Dabei wirkt jede Yin-Asana auf mehrere Meridiane.

Asanas für Nieren- und Blasen-Meridian

Passive Grätschen, die an den Innenseite der Oberschenkel Zug ausüben, lang gehaltene Rückbeugen, die die Vorderseite der Wirbelsäule dehnen und die Rückseite zusammendrängen, stimulieren im Besonderen diese Meridiane.

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Asanas für Leber- und Gallenblasen-Meridian

Besonders stimulieren Positionen mit einer Außenrotation der Hüfte diese Meridiane, die entlang der Innen- und Außenseite der Beine verlaufen.

Quadrat 10_Twist

 

Asanas für Herz- und Dünndarm-Meridian und Asanas für Lungen- und Dickdarm-Meridian

Die Meridiane laufen entlang der Arme, des Oberkörpers und des Rumpfes. Hier wirken Rückbeugen und Drehungen. Auch die Arme können in die verschiedenen Positionen einbezogen werden, wie z. B. Adler-Arme, da beide Meridiane entlang der Arme verlaufen.

Drehsitz RobbeKamel

Asanas für Milz- und Magen-Meridian

Diese beiden Meridiane verlaufen ebenfalls an den Beinen, genauer an der Innen- und Vorderseite.

4_Frosch

6_Sattel

In der Yin Yoga Praxis können wir uns mit aller Ruhe unserer Herzensqualität zuwenden, den Moment mit allen Sinnen vorurteilsfrei erleben, den eigenen Körper bewusst spüren und Gefühle zulassen.

Eine schöne Yin Yoga Praxis – in aller Ruhe, mit allen Sinnen und Bewusstheit für Deinen eigenen Körper.

NAMASTE

Iris