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In den ersten beiden Teilen über Yin Yoga haben wir uns mit der Wirkung auf den Körper und das Energiesystem beschäftigt. Auf körperlicher Ebene wird das Muskel- und das Fasziengewebe gedehnt, wodurch die Durchblutung gesteigert wird und gleichzeitig Emotionen aus den Faszien „herausgestretcht“ werden. Auf energetischer Ebene werden die Nadis (oder Meridiane, siehe hierzu den Teil II dieses Artikels) die feinstofflichen Energiekanäle des Körpers freigelegt und gereinigt, sodass die Energie wieder frei durch die „Röhrchen“ fließen kann. So werden die Grundvoraussetzungen für körperliche, aber auch für geistige Gesundheit geschaffen. Denn im Yoga lernt man schnell, dass sich Körper und Geist wechselseitig beeinflussen. Stress, Trauer und Kummer beeinflussen unsere Körperhaltung. Geht es uns nicht so gut, so machen wir uns klein, ziehen die Schultern nach vorne und oben. Geht es uns gut, oder freuen wir uns, laufen wir „mit stolz geschwellter Brust“ durch die Gegend.

Diese Stimmungen können sich auf körperlicher Ebene im Laufe der Zeit manifestieren. Sind wir dauerhaft in einer schlechten Stimmung oder leider dauerhaft unter Stress, so verändert sich unsere Körperhaltung. Die Schutzhaltung mit nach oben gezogenen Schultern wird normal.

Durch diese Haltung werden dann wieder Signale an unsere Psyche gesendet.

Hierzu eine kleine Übung:

  • Sitze gerade und aufrecht. Ziehe nun die Schultern nach oben und vorne und mache Dich klein. Lasse Dein Kinn Richtung Brustbein sinken und spüre in die Stimmung hinein.

Wie fühlt sich diese Haltung für dich an?

  • Nun richte Dich auf, schiebe das Brustbein nach vorne und nimm die Ohren über die Schultern, sitze also gerade und aufrecht und spüre in diese Stimmung hinein.

Merkst du den Unterschied?

Du wirst mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit spüren, wie Du in der ersten Position Enge, Angst, Depression, aber auch Schutz spürst und in der geraden aufrechten Haltung Dich energetisiert, wach, motiviert und positiver wahrnimmst. Schreibe mir doch einen Kommentar unter diesem Blogpost, wie du diese Übung empfunden hast.

Diese kleine Übung zeigt auf, wie unsere Haltung unsere Stimmung und damit unsere Psyche beeinflussen kann. Gehen wir mit hängenden Schultern durchs Leben, machen uns klein, werden wir den Alltag genauso erleben. Dadurch entstehen mit der Zeit natürlich auch Fehlhaltungen, die zu energetischen Blockaden führen. Hierdurch kann die Lebensenergie nicht mehr frei fließen. An manchen Stellen staut sie sich, an anderen ist dafür zu wenig da. Auch hierdurch entsteht ein Gefühl von Unausgeglichenheit und Disharmonie.

In der Folge werden wir uns eben auch Unharmonisch fühlen.

Durch Yin Yoga kommen wir wieder in die Harmonie zurück.

Unsere Haltung verändert sich, wir werden wieder flexibel und harmonisch. Und das eben nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf geistiger Ebene. Körper und Psyche sind ineinander verwoben. Veränderungen des einen Systems führen zu Veränderungen des anderen Systems.

Das heißt nicht, dass man Gefühle nicht mehr Zulassen sollte, oder dass man sich Trauer und Schmerz „wegyogen“ kann. Ganz im Gegenteil: Diese Erfahrungen gehören zum Leben und sollten zugelassen und gelebt, also nicht verdrängt werden.

Aber wir sorgen durch Yoga dafür, dass sich diese psychischen Faktoren nicht dauerhaft manifestieren und durch eine durch sie ausgelöste Fehlhaltung oder energetische Blockade quasi in „Stein meisseln“ können. Durch die Asana-Praxis und vor allem durch Yin Yoga bleibt der Körper und das energetische System in der „Neutral-0-Stellung“. Wenn die Emotionen durchlebt wurden, hinterlassen sie so weniger oder keine körperlichen oder energetischen „Fußabdrücke“. Das ist die Grundvoraussetzung, um offen und freudvoll den Alltag ohne Altlasten zu erleben.

Lebe den Alltag ohne Altlasten

Wir leeren unseren Rucksack des Lebens also nach jeder Etappe aus und packen nicht immer mehr „Emotionssteine“ auf die bereits gesammelten oben drauf. So können wir dauerhaft die Wanderung des Lebens genießen und sind immer mit leichtem Gepäck unterwegs.

Stress, Trauer und Kummer beeinflussen unsere Körperhaltung – dein Körper spürt deine Stimmung

Geht man so leicht durchs Leben, schafft man eine wichtige Grundvoraussetzung, um die Sinne aus dem Außen abzuziehen und in sein Inneres zu hören, sich selber wieder zu spüren und seine Seele wahrzunehmen. Damit schaffen wir es, die geistigen Prozesse zum Erliegen zu bringen, also in den Zustand zu gelangen, den der weise Pantanjali in den Yoga Sutren als „Zustand des Yogas“ beschreibt.

Yin Yoga kann auf diesem Weg einen wichtigen Beitrag leisten, da wir in einer Yang-orientierten Gesellschaft leben, in der uns oft der Ausgleich fehlt.

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Wie Buddha bereits sagte:

„Wie bei einer gut klingenden Gitarrenseite, darf die Saite nicht zu stark und nicht zu schwach gespannt sein.“

 

Yin Yoga kann uns genau den Ausgleich bringen, der uns im wahrsten Sinne des Wortes zurück in unsere Mitte bringt.

Namaste