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Iris Schwarz ist Yogalehrerin und mittlerweile Buchautorin. Durch „Zufall“ ist Iris in eine LSD-Stunde geraten und war sofort von der einzigartigen Wirkung begeistert. In diesem Artikel berichtet sie darüber, was LSD mit Yoga zu tun hat und wie ihr Buch entstanden ist. Im UNIT Yoga-Wiesbaden gibt Iris regelmäßig Yin Yoga Stunden und Spezials und ist UNIT-Yoga-Referentin für Yin Yoga.

Manchmal weiß man intuitiv, dass es richtig ist, etwas zu beginnen und nachhaltig zu verfolgen. Und wenn man dann auch beginnt, läuft alles wie von selbst.

Iris Schwarz

Iris Schwarz

 

Aber erst mal der Reihe nach. Begonnen hat alles mit einem LSD-Yoga-Special bei meiner ersten Yogalehrerin Karo Wagner, zu dem ich ziemlich gestresst im UNIT Yoga in Wiesbaden ankam. Bei LSD handelt es sich natürlich nicht um die halluzinoge Droge, sondern eine von Bryan Kest geprägte Yogapraxis. Hier werden wenige ausgewählte Haltungen zwischen fünf bis zehn Minuten gehalten – also „Long, Slow and Deep“, daher auch die Abkürzung.

Von alt und gebrechlich zu neugeboren

Während dieser Stunde standen wir nie auf unseren Füßen, wir saßen oder lagen, meist ohne uns zu bewegen. Während den Asanas fühlte ich mich, als wäre ich steinalt und gebrechlich, die Minuten kamen mir wie Stunden vor. Ich war es überhaupt nicht gewohnt, über fünf Minuten in einer einzigen Asana zu verharren. Nach den zwei Stunden fühlte ich mich allerdings so entspannt wie selten. Ein angenehmes Wohlgefühl durchströmte meinen Körper – unbeschwert und ausgeglichen, wie neu geboren.

Meine Neugier war geweckt und ich stellte mir die Frage: „Wie kann es sein, dass sich „zentnerschwere“ Knochen plötzlich leicht wie eine Feder anfühlen?“ Ich wollte mehr darüber erfahren, wie diese unmittelbare und starke Wirkung entstehen kann.

Wirkung Yin Yoga

  • Stressprophylaxe durch Langsamkeit und Stille – unsere geistige Haltung geht von aktiv zu Hingabe und Empfänglichkeit (=Yin-Haltungen)
  • Verjüngungs- und Entgiftungseffekte durch Dehnen, Strecken und lang gehaltenen Druck auf das Körpergewebe
  • Flexibilität der Wirbelsäule, des Rückens und der Gelenke bis ins hohe Alter durch sanfte Dehnung der Faszien
  • Linderung und Heilung von Schmerzen, da die Faszien das bedeutendste Sinnesorgan für die eigene Körperwahrnehmung ist, da hier zahlreiche Nervenendigungen sind
  • Vertiefung der Atmung
  • Energiebalance durch die positive Stimulierung der Meridiane, den Wasserkanälen des Körpers, die unsere Lebensenergie – CHI oder PRANA genannt – transportieren und damit
  • Aktivierung der Selbstheilungskräfte und kürzere Regenerationszeit
  • Schulung unseres Geistes durch genaue Beobachtung, nach und nach wird es möglich, sich nicht mehr zu sehr mit eigenen Gedanken zu identifizieren und den Geist permanent von äußeren Reizen ablenken zu lassen
  • Vorbereitung auf die Meditation, da der Geist ruhiger ist und es leichter ist länger in der Meditationshaltung zu sitzen

Und so habe ich mich sehr intesiv mit dem Thema beschäftigt, Bücher gewälzt, Ausbildungen besucht und natürlich selber viel Praxiserfahrung gesammelt.

Meine erste Ausbildung lag direkt in der Vorweihnachtszeit. Zuerst dachte ich: schlechtes Timing – so kurz vor Weihnachten, wo so viele Sachen anstehen. Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Denn so stressfrei und zielgerichtet habe ich selten diese Vorweihnachtszeit erlebt und alles erledigt. Das hatte wieder mit Yin Yoga zu tun. An allen Tagen gab es ausreichend Yin Yoga Praxis und Meditation. Für mich war diese Ausbildung eine ganz besondere Erfahrung, denn es gelang mir immer besser, mich voll und ganz auf meinen Körper, Geist und meine Atmung zu konzentrieren. Mehr und mehr konnte ich „loslassen“ und ein Gefühl der Hingabe wahrnehmen.

Von der Inspiration zum fertigen Buch

Wann es war, weiß ich nicht mehr genau, doch während des Seminars kam mir die Inspiration, Yin-Yoga-Karten zu kreieren. Sofort hatte ich Bilder vor meinem inneren Auge und intuitiv wusste ich, das werde ich tun und schaffen. Die besondere Herausforderung bestand darin, die energetischen Wirkungen der Yin-Yoga-Asanas, die mich seit der ersten LSD-Yogapraxis interessierten, aufzuzeigen und die Informationen zur Ausführung sinnvoll auf einer Karte darzustellen, ohne die Nutzer zu überfordern.

Yin Yoga KartenSchließlich wählte ich diese Aufgabe als Thema für meine Abschlussarbeit für die 500 stündige AYA Yogalehrer Ausbildung im UNIT. Es war unglaublich einfach und alle Unterstützung, die ich dazu benötigte, war zur rechten Zeit am rechten Ort. Manchmal konnte ich es selbst nicht recht fassen, wie sich alles zusammenfügte. Die Karten waren bei der Abschlusspräsentation ein voller Erfolg. Romana Lorenz-Zapf, die die Präsentationen begutachtete, meinte schon damals, dass ich meine Karten bei einem Verlag vorstellen könne.

Immer mehr spürte ich, dass ich schnell die Karten in die Welt bringen wollte, damit möglichst viele Menschen zielgerichteter, stressfreier und einfach entspannter durchs Leben gehen. So können auch Yin Yoga Neulinge ganz einfach und schnell das passende Programm für sich entdecken und gleich loslegen.

Deshalb sendete ich ein Exposé für Yin-Yoga-Karten mit Begleitbuch an drei Verlage. Mein favorisierter Verlag meldete sich zuerst und nach einigen Vorgesprächen war es sicher, dass mein Kartenset publiziert wird.

Die Zusammenarbeit mit dem Verlag war eine sehr kreative und konstruktive Erfahrung, denn die Professionalität der Projektleiterin war sehr befruchtend. Natürlich konnte ich nicht immer meine Vorstellungen zu 100 % durchsetzen, aber alles im allem konnten wir immer einen guten Konsens finden. Seit Mitte April ist meine Yin-Yoga-Kartenbox im Handel – manchmal kann ich es selbst noch gar nicht richtig fassen.

Das alles wäre nicht zustande gekommen, hätte ich nicht zwei wunderbare Yogalehrerinnen: Romana Lorenz-Zapf, die mich immer ermunterte mit Yoga weiterzumachen und mich sehr viel gelehrt hat und Karo Wagner, die mich in die Geheimnisse von Yin Yoga eingeführt hat und mich immer wieder inspiriert.

YinYogaKarten3D

3 Leitsätze die mich begleiten

Diese 3 Leitsätzen für die Yin-Yoga-Praxis, die Sarah Powers, eine kanadische Yogalehrerin formuliert hat und die tiefe Wirkung von Yin Yoga auf Körper, Atmung und Geist meiner Meinung sehr treffend und anschaulich beschreibt:

  • Stille des Körpers – wie ein majestätischer Berg
    Die Muskulatur ist inaktiv und bewirkt, dass die Atmung sich beruhigt!
  • Stille der Atmung – wie ein ruhiger Bergsee
    Die Atmung wird ruhig, mühelos und sanft – regelmäßig, langsam und tief, natürlich und nicht forciert. Ist die Atmung ruhig, wird auch der Geist ruhig!
  • Stille des Geistes – wie das tiefe Blau des Himmels
    Der Himmel ist immer da – Wolken versperren manchmal die Sicht, aber wir wissen mit Sicherheit, dass – hinter den Wolken – der tiefblaue Himmel ist. Der Himmel ist eine Metapher für unsere wahre Natur. Gedanken und Ablenkungen verschleiern wie die Wolken, wer oder was wir wirklich sind.

Namaste