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Mein Rücken tut weh…!
Oft ist diese Aussage mit einem direkten Griff in den unteren Rücken verbunden. Wer hier schon mal Schmerzen hatte, weiß wie sehr es wehtut. Durch einen Sturz, langes Stehen oder eine unpassende Matratze verursacht, hat man auf alles Lust, aber sicher nicht darauf sich zu bewegen. Oft hilft aber genau das!

Der Übeltäter ist nicht selten das Iliosakral-Gelenk kurz ISG Gelenk. Ganz unten im Rücken, fast schon auf Höhe des Gesäßes gelegen, entstehen hier oft große Schmerzen. Doch die Schmerzen können schnell ein Ende haben. Mit nur 20 min ca. 3-4 Mal die Woche wirst Du diesen Schmerz schnell los. Denn oft ist es lediglich der Mix aus verspannter Muskulatur und verklebtem Bindegewebe, der für die Schmerzen verantwortlich ist! Wichtig dabei ist, vorher abzuklären, dass die Knochen in Ordnung sind!

Dabei ist es eigentlich falsch davon zu sprechen, dass das ISG Gelenk Probleme macht – gerade wenn noch keine strukturellen Schädigungen am Knochen vorliegen. Ja, wir spüren den Schmerz dort, doch liegt die Ursache meist woanders.

Woher kommen die Schmerzen?

In den meisten Fällen sind eher die verspannte Muskulatur und das verklebte Bindegewebe in diesem Bereich die Übeltäter, die so an dem ISG Gelenk ziehen und zerren, dass es schmerzt. Im Beckenbereich sitzen eine Vielzahl an Muskeln. Da die Hüfte ein Kugelgelenk ist, muss es in alle Richtungen bewegt werden können. Für jede mögliche Bewegung gibt es natürlich auch einen Muskel, der die Bewegung ausführt – und einen der genau in die entgegengesetzte Richtung arbeitet.

Was Muskeln überhaupt nicht mögen, ist, wenn sie nicht bewegt werden! Und genau IMG_0020das geschieht in unserem Alltag nur allzu oft. Mit dem Auto zur Arbeit, dann den ganzen Tag sitzen, danach wieder mit dem Auto nach Hause, kurz im Supermarkt eingekauft und schon sitzen wir auf der Couch! Spätestens wenn der Schmerz da ist, haben wir auf alles Lust, aber sicherlich nicht auf Bewegung.
Dieses Verhalten führt dazu, dass die untere Rückenmuskulatur nicht mehr richtig beansprucht wird. Und das ist es genau, was Muskulatur überhaupt nicht mag. Muskeln wollen bewegt werden, dann sind sie gut durchblutet und geschmeidig. Einseitige Belastungen oder Fehlhaltungen sorgen dafür, dass sich die Muskulatur verspannt. Dann ist sie eben nicht mehr so flexibel wie sie sein sollte.

Gleichzeitig sorgt Bewegung normalerweise auch dafür, dass die Faszien, also das Bindegewebe, welches die Muskulatur durchzieht und umspannt, flexibel und geschmeidig sind. Wird die Bewegung eingeschränkt verkleben die Faszien und schränken den Bewegungsradius noch weiter ein.

Ein Teufelskreis, denn durch den so eingeschränkten Bewegungsradius, wird das Gelenk nicht mehr endgradig bewegt, wodurch die Muskulatur verkümmert und die Schmerzen zunehmen. Bewegen wir uns dann über unseren gewohnten Bewegungsradius hinaus, werden die Faszien gedehnt. Da sie mit Schmerzrezeptoren bestückt sind, empfinden wir das als schmerzhaft und sorgen tunlichst dafür, solche Bewegungen zu vermeiden.

Das ISG Gelenk trägt eine große Last

Physiologisch ist der untere Rücken und damit auch das ISG Gelenk genau der Bereich, der extrem hohen Kräften ausgesetzt ist. Denn aufgrund der langen Hebel der Extremitäten, ist es genau dieser Bereich, der die Last zu tragen hat.
Aber auch aus psychologischer Sicht, ist es der Bereich, der Emotionen speichert. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass sich das Bindegewebe, durch die bei Stress, Ärger oder Trauer freigesetzten Hormone, zusammenzieht, verklebt und so immer schneller beginnt zu schmerzen. Wenn es weh tut, gehen wir selten in den schmerzhaften Bereich hinein, da für uns entwicklungsgeschichtlich Schmerz ein Warnsignal ist, das es zu vermeiden gilt.

Raus aus der Schmerzfalle durch Bewegung

Das ist aber genau das Falsche! Es gibt diesen schönen Begriff vom „Wohlwehschmerz“. Das ist dieses Gefühl von: „Ja es tut weh, aber irgendwie spüre ich, dass es mir gut tut“. Das genau ist es, was die Faszien brauchen um quasi mehr Bewegungsspielraum „freizugeben“.

In diesen neugewonnenen Freiheitsgraden des Gelenks kann nun die Muskulatur wieder richtig Arbeit verrichten. Sie spannt sich an und lässt los, wird dadurch durchblutet und so sorgt die Muskelarbeit dafür, dass auch das Bindegewebe wieder mit Flüssigkeit versorgt wird.
Gleichzeitig schützt und stützt kräftige Muskulatur die Knochen vor Überlastungen und bleibenden Schäden.

Bewegung ja – aber bitte richtig

Mir fallen in der Praxis immer wieder Menschen auf, die trotz Bewegung über Schmerzen im ISG Gelenk klagen. Das kommt häufiger vor, denn es gibt viele Bewegungsformen, welche die Schmerzen im ISG Gelenk sogar noch fördern können. Sportarten in denen das ISG Gelenk nicht besonders stark bewegt wird oder in denen große Kräfte wirken wir Tennis, Joggen oder Fahrradfahren. Daher sind diese Bewegungsformen nicht unbedingt zuträglich.
Im Gegenteil. Knochen, Muskeln und Bindegewebe brauchen sanfte Bewegungen also „Bewegung ohne Belastung“. Deswegen kann eine Mischung aus Mobilisation, Dehnung und Kräftigung in richtigen Maßen dosiert, wahre Wunder wirken. Auch wenn es am Anfang unangenehm ist, kann sich schon nach wenigen Einheiten eine deutliche Besserung einstellen.

Probiere es am besten gleich selber aus und schaue Dir das Video nicht nur an, sondern macht doch gleich mit! :)