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Der Weg in die Selbstständigkeit als Yogalehrer ist nicht immer einfach und geradlinig, sondern kann vielmehr ein stetiges Auf und Ab sein. Zudem ist eine Selbstständigkeit häufig mit vielen Ängsten und Zweifeln verbunden. Gerade vor und zu Beginn der Selbstständigkeit ist eine gute Planung deshalb essenziell und entscheidet über den eigenen Erfolg. Ein gutes Marketing ist hierbei unabdingbar – obwohl es manch einem vielleicht zunächst „unyogisch“ erscheinen mag.

Im Rahmen meiner +300h Ausbildung bei UNIT Yoga habe ich im November das erste Modul zum Thema „Yoga & Business – Selbstständigkeit eines Yogalehrers & Marketing“ besucht, welches Holger Zapf in Hamburg hielt. Ich selbst beschäftige mich aber nicht erst seit diesem Termin mit den Themen „Selbstständigkeit“ und „Marketing“. Vielmehr bin ich seit einigen Jahren selbstständig und Marketing ist ein wichtiger Bestandteil meiner täglichen Arbeit. Dennoch konnte ich in den drei Tagen mit Holger noch viel Neues lernen. Meine Einsteiger-Tipps verrate ich dir in diesem Artikel.

Wie passen Yoga und Marketing zusammen?

Immer wieder höre ich von Yogalehrern, die ein Problem damit haben, Geld für ihre Arbeit zu verlangen oder anzunehmen. Für viele Menschen steht hinter dem Wunsch, Yoga zu unterrichten, das Anliegen, anderen Menschen zu helfen und ihnen etwas Gutes zu tun. So fällt es diesen Menschen schwer, Yoga als eine Dienstleistung zu betrachten. Dabei müssen auch Yogalehrer ihre Miete und Versicherungen bezahlen, und auch die nächste Yogalehrer-Fortbildung, Yogakleidung, Matten und Blöcke kosten Geld. Yoga-Unterricht ist somit genau so eine Dienstleistung wie der Besuch beim Friseur oder der Kosmetikerin. Als Yogalehrer muss man sich bewusst machen, dass die eigene Arbeit einen großen Wert hat. Wie andere Dienstleistungen – etwa der Besuch beim Arzt – auch.

Meditation auf Schreibtisch

Der Yoga & Business-Workshop ist der Teil der Personal Trainer Ausbildung. KLICKE auf das Bild für mehr Infos

Ziele definieren

Du weißt zwar, dass deine Yogakurse bestimmt vielen Menschen helfen würden, beispielsweise, weil sie danach weniger Rückenschmerzen hätten. Trotzdem stehst du jede Woche mit nur zwei Teilnehmern auf der Matte. Schlimmstenfalls sind das auch noch deine besten Freundinnen, von denen du kein Geld verlangst – während du die Raummiete für das Yogastudio bezahlen musst.

Wer als Yogalehrer oder Yogalehrerin seinen Lebensunterhalt verdienen und seine Kurse und Workshops füllen möchte, der kommt um gute Marketingstrategien nicht herum.

Definiere deshalb zunächst deine Ziele. Möchtest du in deinen nächsten Kursen oder Workshops mindestens 10 Teilnehmer haben? Oder 10 Kurse pro Woche geben? Möchtest du einen bestimmten Umsatz erreichen? Wenn ja, wie hoch soll dieser sein?

Die eigenen Ziele sollten zunächst klar definiert und aufgeschrieben werden. Nur so kannst du immer wieder überprüfen, ob du deine Ziele erreicht hast und erinnerst dich an diese.

UNIT Yoga Marketing

Was ist mein Angebot?

Zudem musst du dir bewusst machen, was genau dein Produkt bzw. deine Dienstleistung überhaupt ist. Mit der Beantwortung dieser Fragen wirst du dir schnell klar darüber, was genau dein Angebot ist und wie du dich von anderen Yogalehrern abgrenzen kannst:

  • Was unterscheidet mich von anderen Yogalehrern? Was ist mein Alleinstellungsmerkmal?
  • Möchte ich Ashtanga-, Power- oder Kundalini-Yoga anbieten? In welchem Bereich bin ich Profi (etwa durch besondere Fortbildungen wie Kinderyoga, Pre- oder Postnatales Yoga)?
  • Biete ich Kurse, Workshops oder Retreats an?
  • Möchteich mit Kindern, Jugendlichen, Müttern, Berufstätigen oder älteren Menschen arbeiten?
  • Möchte ich Anfänger- oder Fortgeschrittenen-Kurse geben?
  • Welche Angebote gibt es in meiner Stadt bereits?

Wer ist meine Zielgruppe?

Um das eigene Angebot noch genauer zu definieren, ist es hilfreich, die eigene Zielgruppe noch näher zu bestimmen. Hierzu kann man einen „Musterkunden“ definieren: Wo wohnt mein Musterkunde, wie alt ist er, ist er männlich oder weiblich? Welchen Beruf und welche Hobbys hat mein Musterkunde? Wo hält sich mein Wunschkunde auf, wenn er nicht beim Yoga ist? Wann hat er Zeit und wie viel Zeit hat er? Was erwartet mein Musterkunde von mir?

Je genauer du deinen Musterkunden beschreiben kannst, desto besser kannst du das eigene Marketing auf die Zielgruppe abstimmen – und gezieltes Marketing spart am Ende nicht nur Zeit und Energie, sondern auch Geld.

Gezielter Marketing-Mix

Bevor die Teilnehmer über Mundpropaganda und Empfehlungen zu einem kommen, kommt man meist nicht drum herum, Flyer zu verteilen und Aushänge anzubringen. Gerade am Anfang ihrer Selbstständigkeit müssen Yogalehrer erst einmal auf sich aufmerksam machen, damit potenzielle Kunden sie überhaupt finden können. Neben Flyern und Visitenkarten ist eine eigene Webseite heutzutage das wichtigste Marketing-Tool – denn wer einen Yogakurs besuchen möchte, sucht im Internet nach Lehrern in seiner Nähe. Wer heutzutage im Internet nicht präsent ist, oder nur schwer gefunden wird, wird höchstwahrscheinlich auch Probleme haben, seine Kurse zu füllen.

UNIT Yoga Sonnengruß1

Die eigene Webseite

Auf deine Webseite gehören neben einem Foto von dir und einem kurzen Text über dich dein aktueller Stundenplan, deine Preise, eine Beschreibung des Yogastils, den du unterrichtest, E-Mail-Adresse und Telefonnummer, damit deine (potenziellen) Kunden dich erreichen können und natürlich ein Impressum. Ebenfalls hilfreich ist ein Newsletter: Darüber kannst du deine (potenziellen) Kunden über die nächsten Kurse, Workshops und Retreats informieren.

Solltest du trotz eigener Webseite über Google (ja, dies ist die einzige Suchmaschine, die wichtig ist) schlecht gefunden werden, solltest du dir überlegen, ob du zur besseren Sichtbarkeit bezahlte Anzeigen bei Google (AdWords) schalten möchtest. Diese kannst du genau an deine Zielgruppe und an bestimmte Wörter, nach denen gesucht wird, anpassen.

Wer Lust hat, noch mehr zu schreiben, kann sich auch Gedanken darüber machen, ob ein eigener Blog Sinn macht. Hier sollte man jedoch gut abwägen, ob sich die investierte Arbeit rechnet: Biete ich regelmäßig Workshops in Hamburg und Berlin an, ist ein Blog mit Sicherheit sinnvoller, als für jemanden, der jede Woche zwei Yogakurse an der Volkshochschule in Buxtehude anbietet.

Einen Vorteil hat ein Blog aber in jedem Fall: Wer eigene Texte schreibt, hat automatisch auch Inhalte, die er auf seinen Social-Media-Kanälen teilen kann.

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Social-Media-Kanäle

Zu einem gelungenen Marketing-Mix gehören seit einigen Jahren auch Social-Media-Kanäle. Abhängig von deiner Zielgruppe und deinem Wohnort können einzelne Kanäle für dich in Frage kommen: Facebook-Seiten sind gerade im Yoga der wichtigste Social-Media-Kanal und für jeden Yogalehrer sinnvoll. Beachte aber unbedingt, dass deine Social-Media-Kanäle regelmäßig gefüllt werden sollten. Denn nichts schreckt mehr ab, als eine Facebook-Seite, auf der zum letzten Mal vor einem halben Jahr ein Beitrag gepostet wurde.

Auch Instagram wird immer beliebter: Hier kannst du Bilder aus deinem (Berufs-) Alltag teilen, auf Twitter kannst du kurze Nachrichten an die ganze Welt senden und auf Youtube Videos veröffentlichen. Youtube-Videos erfordern jedoch sehr viel Zeit und gutes Equipment – auch hier ist es sinnvoller, die Arbeit nur dann zu investieren, wenn man in einer Großstadt wohnt bzw. dort unterrichtet, denn dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass man darüber Kunden findet, als wenn man in einem kleinen Yogastudio auf dem Dorf unterrichtet, wohin sich kaum jemand verirren wird.

Achte unbedingt darauf, dass du nur eigene Inhalte auf deinen Social-Media-Kanälen veröffentlichst, an denen du die Urheberrechte besitzt. Bilder und Grafiken, die du irgendwo in den Weiten des Internets gefunden hast, solltest du nicht teilen, solange du nicht zu 100% sicher bist, dass du die Erlaubnis dazu hast.