Lesedauer 6 Minuten

Ursula Engel ist AYA zertifizierte Yogalehrerin, Heilprakterikerin Psychotherapie,Transformations Coach und unsere Referentin der Yoga 50+ Ausbildung. Seit rund 25 Jahren praktiziert sie schon Yoga, wobei sie damals eher zufällig zum Yoga kam. Eine sehr intensive Erfahrung in einem Atem-Seminar hatte sie schließlich dazu gebracht, sich ganz auf Yoga auszurichten und Körperübungen in Verbindung mit der Atmung in den Alltag zu integrieren.

Nach ihrer 200h Yogalehrer Ausbildung im UNIT Yoga hat Ursula ihr eigenes Studio eröffnet. Mit der Zeit bemerkte sie mehr und mehr, dass Yoga für Leute ab 50 Jahren einen anderen Ansatz braucht. Durch viele körperliche und geistig-seelische Veränderungen benötigen die Leute eine ganz andere Ansprache sowie andere Übungen, um den Körper zu entspannen, sich wirklich wahrzunehmen und mit den vielen Veränderungen positiv umgehen zu lernen.

Wir wollten noch mehr von Ursula über das spannende Thema wissen und haben ihr folgende Fragen rund um Yoga 50+ gestellt.

Wie hat es sich entwickelt, deinen Schwerpunkt auf Yoga 50+ zu legen?

Ursula: In meinen eigenen und auch anderen Yogakursen konnte ich oft beobachten, wie sich ältere TN körperlich verbogen haben um in den Asanas mit jüngeren TN mithalten zu können. In diesem Moment waren sie überhaupt nicht mehr bei sich aber gerade das wollen wir ja durch die Yoga Praxis erreichen. Eben uns nicht mehr von Äußerlichkeiten abhängig machen und uns damit an einer Form orientieren, wie etwas sein sollte sondern an uns. Spüren, erkennen und unterscheiden was uns gut tut, von dem was nicht gut für uns ist.

Foto_Ursula-1

 

Was ist für dich das Schöne an der Arbeit mit etwas älteren Yogaschülern?

Ursula: Oft erlebe ich bei älteren Yogaschülern das Bedürfnis sich mit der Yoga-Philosphie und den Themen des Lebens mehr auseinanderzusetzen. In dieser Lebensphase verändert sich nicht nur der Körper sondern manchmal auch unser Leben. Die Kinder verlassen das Haus, vielleicht geht oder stirbt ein Partner, im Beruf verändert sich etwas oder auch nichts und es tauchen Fragen auf, die nach Antworten drängen. Z.B: Wo befinde ich mich aktuell auf meiner Reise? Was ist für mich wesentlich? Wo will ich hin und was steht dafür konkret an? Wer bin ich?
Und damit sind wir auch schon bei deiner nächsten Frage.

Was ist deiner Meinung nach die größte Herausforderung beim Unterrichten von Yoga 50+ Kursen?

Ursula: Die Menschen da abholen wo sie sich gerade befinden. Sich in ihre Bedürfnisse im hinein fühlen und sie einfach so sein lassen und so annehmen wie sie sind ohne sie belehren zu wollen. Ein Gespür entwickeln für das Energieniveau und die emotionale Stimmung während des Unterrichts. Den Raum halten wenn Gesprächsbedarf da ist und die Yogastunden mit theoretischem Inhalt füllen. Da ich auch als Therapeutin arbeite fällt mir das eher leicht. Da ich diesen Punkt für sehr wichtig halte, ist er auch Teil des Ausbildungskonzeptes 50+

Was sollte man unbedingt beachten, gibt es z.B. Asanas oder Atemübungen, die man ab 50+ nicht mehr machen sollte?

Ursula: Wenn die TN dazu körperlich und mental in der Lage sind, gibt es aus meiner Sicht keine Einschränkungen. Deshalb ist es ja auch so wichtig, das der Yogalehrer/in gute Kenntnisse über Anatomie, und die Wirkungen der Asanas hat. So ist er in der Lage hier klar zu unterscheiden wo eine Übung unter Umständen nicht mehr günstig für den TN ist.

Die Unit Yoga 50+ Ausbildung ist eine Ausbildung zum Yogalehrer mit Spezialisierung auf Senioren. Sie vermittelt theoretische und praktische Inhalte, um den Yogaunterricht an die körperlichen, geistigen und seelischen Veränderungen des älter werdenden Menschen anzupassen. Würdest du uns ein konkretes, aber häufiges „Exempel“ erläutern? Beispielsweise, welche Einschränkung häufig vorkommt und welche Asanas oder Atemtechniken hier wie ausgeführt werden sollen.

Konzeptfoto_44aUrsula: Über 50 wird es immer wichtiger, den Körper, der durch die Schwerkraft nach unten gezogen wird „umzukehren“. Eine der wichtigsten Aufgaben des Kreislaufs ist es, unser Gehirn mit frischem Blut zu versorgen. In der Umkehrstellung fließt das venöse Blut aus den Beinen und dem Bauchbereich ohne Anstrengung zum Herz, das sauerstoffarme Blut fließt zum Herzen zurück und verringert den Druck in den Venen der sich durch Sitzen und langes Stehen aufgebaut hat. Der Yoga lehrt, das der wirksamste Weg, die Durchblutung des Gehirns zu fördern, darin besteht, der Schwerkraft zu vertrauen, d.h. das Gehirn auf eine Ebene zu bringen, die tiefer liegt als das Herz, so dass die Blutzirkulation im oberen Bereich des Körpers verstärkt wird, ohne dass das Herz deshalb stärker gefordert werden würde.

Normalerweise aber verbringen die meisten Menschen den Tag in einer Position in der der Kopf (also das Gehirn) höher und der Beckenbereich sich in einer tieferen Position befindet als das Herz. TeilnehmerInnen die diese Haltung nicht gewohnt sind können zu Beginn die Beine an die Wand lehnen oder auch auf einem Stuhl im Winkel ablegen.

Vorsicht bei Umkehrstellungen ist geboten bei: hoher Blutdruck, grüner Star, Ablösung der Netzhaut, Herzprobleme oder Infarkt, Epilepsie, akute Entzündungen im Bereich der Ohren, Rachen und der Nebenhöhlen, Osteoporose, chronische Nackenprobleme.


Danke Ursula für deine Infos, Einblicke & Tipps!
Wenn euch das Thema auch interessiert und ihr noch viel mehr wissen und tiefer einsteigen möchtet, dann seid doch bei der kommenden Yoga 50+ Ausbildung dabei! 
Alle Infos findet ihr hier: www.unit-ausbildung.de