„Das berührt mich…“ sagen wir schnell, wenn uns im Alltag Dinge begegnen, die unsere Emotionen wecken. Noch stärker als emotionale Berührungen, können tatsächliche Berührungen wirken, wenn man sie ganz bewusst einsetzt. Doch übertragen wir mit unseren Berührungen auch unsere Emotionen. Je nachdem mit welcher Einstellung wir unsere Hände benutzen, haben sie den entsprechenden Effekt. In einer Liebesnacht hat die Berührung durch die Einstellung eine andere Wirkung als bei einer physiotherapeutischen Anwendung. Auch in einem Versuch ist es Wissenschaftlern gelungen, unterschiedliche Emotionen wie Freude, Liebe, Ärger oder Hass einfach durch Berührungen auf andere Menschen zu übertragen.
Es macht also ganz viel Sinn, sich gerade im Yoga sehr eingehend mit dem Thema Berührung oder wie man hier sagen würde: Hands on oder Adjusten zu beschäftigen.
Das Wie? und das Wo? sind die entscheidenden Fragen für richtiges Berühren im Yoga
Einige grundsätzliche Fragen müssen wir uns vorher widmen:
- Welche Stimmung trage ich in mir?
- Wie kann ich mich selber in eine liebevolle Stimmung versetzen, die das Energieniveau des Menschen, dem ich helfe, erhöht?
- Wie und Wo fasse ich genau an?
Denn neben der sehr wichtigen emotionalen Komponente, sollten Berührungen im Yoga zwischen Lehrer und Schüler auch immer eine anatomisch korrekte Wirkung haben und den Schüler so zu einer neuen Erfahrung der Übung und damit auch sich selbst bringen.
Das Ziel der Hilfestellung:
Das bedeutet, dass das Ziel von Hilfestellungen nicht immer das Erreichen einer bestimmten Position sein sollte (z.B. Hanuman), sondern eher das Auslösen von energetischen Prozessen und die damit einhergehende Erweiterung der Übung, wie auch immer diese aussehen.
Hierfür ist es aber sehr wichtig, vor dem Berühren zu sehen, was der Schüler braucht. Ein genaues anatomisches Wissen ist hierfür Grundvoraussetzung, um zu erkennen, wo die Dysbalancen im Körper liegen, wie ich die Balance durch meine Hilfestellung herstelle, wie die anatomisch korrekte Ausrichtung aussehen würde und wo noch Abweichungen / Blockaden bestehen. Wo müsste ich anfassen und in welche Richtung bewegen, um eine bestimmte Reaktion des Körpers hervorzurufen?
Beobachtung zuerst:
Als Lehrer müssen wir unseren Schüler zuerst genau beobachten, um entscheiden zu können, in welchen Maß und in welche Richtung wir ausrichten, dass es dem Schüler gut tut. Hier ist es -wie so oft im Yoga- entscheidend, die Balance zwischen zu wenig und zu viel zu finden.
Bereiche für die Beobachtung
Jeden der folgenden Bereiche kann man intensiv beobachten und noch in viele kleine Unterbereiche aufteilen:
- Füße (Fußgewölbe…)
- Knie (Fuß/Knie Achse…)
- Kniescheibe (nach vorne, nach außen…)
- Beinlängen (Differenz…)
- Hüfte (Hüftstand/Hüfthöhe/Blockade…)
- Rücken (Hohlkreuz/Rundrücken…)
- Brustraum (Atemvolumen, Atem generell…)
- Schultern (vorhängend, hochgezogen…)
- Armposition (gestreckt, nach außen oder innen gedreht…)
- Nacken (Falten im Nacken, Kinn vorstehend…)
Zu Beginn achtet man vielleicht nur auf einen dieser Bereiche. Mit etwas Übung kann man jedoch schnell Zusammenhänge erkennen zwischen z.B.:
- Füßen und Hüfte/Rücken
- Knie und untere Wirbelsäule
- Beckenboden und Schultern
Diese Erkenntnisse können uns helfen sinnvolle Hilfestellungen an den Füßen zu geben und dabei die anatomisch korrekte Ausrichtung im Hüftbereich oder am Rücken zu erzielen.
Berührung im Yoga Personal Training: mit Sinn und Verstand
Das richtige Berühren, braucht also ganz viel Hintergrundwissen, die richtige Einstellung und sollte nicht „einfach so“ oder „irgendwie“ erfolgen, sondern immer gezielt und mit sehr viel Bedacht. Das bedeutet, dass wir nicht ein Standardassists an jedem Schüler anwenden können, sondern jeder Schüler seine ganz individuelle Berührung braucht.
Gerade im Personal Training –wo man den Schüler idealerweise- in jeder Asana mehrmals berührt und ständig in Kontakt steht, hat das Beobachten und das richtige Berühren eine sehr große Bedeutung.
Im richtigen Rahmen und Maß eingesetzt, wird der Yogaschüler in der Einzelstunde eine ganz besondere Tiefe in der Yogapraxis erfahren, sich absolut sicher und aufgehoben fühlen und den Kontakt sowie die Hilfestellung als sehr angenehm und hilfreich empfinden.
Meine Empfehlung:
Wenn ihr gerne Yoga-Personal Training halten möchtet, macht am besten eine fundierte Ausbildung, die sich mit dem Thema Hilfestellungen und Assists im Personal Training beschäftigt. Ihr lernt viel über die Beobachtung und das Einschätzen von Menschen, sodass ihr dieses Wissen nicht nur im Einzelunterricht, sondern auch in Euren Gruppen einsetzen könnt.
Namasté
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