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Vor einigen Tagen war es wieder so weit: Bryan Kest hat uns in Wiesbaden besucht. Jedes Jahr aufs Neue ist das für uns ein absolutes Highlight! Wieso, weshalb und warum uns Bryan auch nach so vielen Jahren immer noch fesselt, erfährst du in diesem Artikel!

Fuck, der unterrichtet Yoga?!

Seit 6 Jahren kreuzen wir uns diesen Termin ganz dick im Kalender an: „Bryan Kest“ steht dann da im Kalender und die Vorfreude wächst bei uns von Tag zu Tag. Dieses Jahr war die Vorfreude besonders groß, denn wir hatten das Vergnügen Bryan gleich für 2 Tage bei uns im UNIT Yoga in Wiesbaden begrüßen zu dürfen. Am Mittwoch hat er eine Power Yoga Class gehalten, am Donnerstag gab es dann eine LSD Class -was bei ihm nichts mit Drogenkonsum zu tun hat, sondern eine Abkürzung für Long, Slow & Deep ist.
Und hier sind wir eigentlich auch schon mitten im Thema. Bryan vermittelt Yoga auf seine ganz spezielle Art und Weise. Er ist tief verwurzelt in der Yogaphilosophie und hält jedem immer wieder den Spiegel vor, ohne dabei den moralischen Zeigefinger zu erheben. Im Gegenteil, in dem er sich eigentlich entgegen jeder „Yogaetikette“ verhält, reflektiert er die Menschen auf sich selber und so erfahren die Menschen welche Muster in ihnen ablaufen. Rülpsen, dass macht man nicht! Vokabeln wie „Fuck“ und „Scheiße“ haben doch nichts im Sprachgebrauch eines Yogalehrers zu suchen! Das sind die Gedanken, die manchem während eines Vortrages von Bryan durch den Kopf gehen.

Dadurch schafft er es immer wieder, dass sich die Menschen selber einen Spiegel vorhalten und so ihre eigenen Muster erkennen.

Bryan-Wiesbaden

Sich selbst erkennen

Bryan Kest kommt dabei ganz ohne moralischen Zeigefinger aus. Er muss niemanden sagen, was richtig und falsch ist, sondern es geht viel tiefer: Bryan unterstützt die Menschen dabei, sich selber zu erkennen. Sobald man sich erkannt und durchschaut hat, hat man die Wahl. Oder wie er es umschreiben würde: Will man sich das Fingernägelkauen abgewöhnen, so ist es in Amerika üblich sich scharfe Soße auf die Nägel zu träufeln. Sobald man dann also in einem unbewussten Moment automatisch, ohne nachzudenken, auf seine Nägel beißt, hat man diesen scharfen Geschmack im Mund, und wird sich seiner Handlung bewusst. Bewusstheit ist da und man kann sich entscheiden, weiter auf seinen Nägeln zu kauen, oder es sein zu lassen.

Dabei geht es ihm nicht darum, was gesellschaftlich richtig oder falsch, von der Allgemeinheit als ethisch oder unethische oder von der Yogacommunity als yogisch oder unyogisch angesehen wird, sondern es geht ihm darum, dass man in die Lage versetzt wird die Wahl zu haben. Sobald in das eigene Handeln Bewusstheit kommt, können wir uns entscheiden, haben die Wahl… Beim Fingernägelkauen wie auch bei allen anderen Handlungen im eigenen Leben. Dann handelt man nicht unreflektiert, sondern kann sich entscheiden, ob man nun den guten oder den bösen Wolf in sich Futter gibt.

BryanKest2016Bewusste Handlungen & Entscheidungen

Doch tritt Bryan nicht als Richter auf, der für andere Menschen entscheidet, was richtig oder falsch ist. Nein, ihm geht es einfach „nur“ darum, die Menschen auf den Weg zu mehr Bewusstheit zu führen, damit sie sich für eine Handlung bewusst entscheiden können: Will ich jetzt auf den Fingernägeln kauen, oder nicht? Will ich das Fleisch essen, oder nicht? Will ich den Menschen betrügen oder nicht? Will ich mehr selber Schaden indem ich mich überfordere, oder nicht?

Sobald man diese Endscheidung für sich treffen kann, hat man die Wahl sich für mehr Ausgeglichenheit oder mehr Stress zu entscheiden. Jeder kann sich also dafür entscheiden sich und sein Leben auszubalancieren. Das führt zu mehr Frieden, zu mehr Freiheit, zu mehr Selbstzufriedenheit und Glück.

Solange wir unreflektiert sind, führt das oft zu Stress, Unausgeglichenheit und Angespanntheit.

Und dann kommt es noch besser: wir nehmen unsere Muster, aus denen wir uns befreien wollen und üben genau mit diesen Mustern Yoga. Wir üben Yoga also nicht, um uns selber zu reflektieren oder zu verändern – sondern lassen uns von unseren Mustern auch im Yoga bestimmen. Logisch, dass da wenig Erhellendes, bei rauskommen kann…

Bryan-HandstandDie Yogaphilosophie-Dusche

Das ist es, was uns jedes Jahr aufs Neue auf Bryan Kest freuen lässt. Die Zeit bietet uns die Möglichkeit über uns selber nachzudenken, unser Handeln zu reflektieren und zu schauen, ob wir noch auf unserem Weg sind. Es ist für uns eine Art „Yogaphilosophie-Dusche“, hier lässt sich das Unwesentliche abstreifen und es entsteht für uns mehr Klarheit. Dabei ist es für uns als freiheitsliebende Menschen so wichtig, eben keine vorgefertigten Lösungsansätze geboten zu kriegen, sondern eine Bühne bereitgestellt zu bekommen, auf der wir uns selber zusehen können, um so aus der Distanz, also der Metaperspektive, beurteilen zu könne, was für uns richtig und falsch ist und ob wir für uns noch auf dem richtigen Weg sind.

Bryan ist also die „scharfe Soße“ auf unseren mentalen Fingernägeln! :)