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Ich? In einer Yogalehrerausbildung?

Für viele Yogapraktizierende ist der Gedanke manchmal geradezu angsteinflößend. Bin ich so weit? Ich will doch gar nicht unterrichten? Was da wohl von mir erwartet wird? Meine Praxis ist sicherlich noch nicht weit genug! Das ist bestimmt schwierig und anstrengend… Diese und ähnliche Fragen und Gedanken bekomme ich immer wieder gestellt, wenn ich mich mit Ausbildungsinteressenten unterhalte.

Deswegen ist es mir wichtig, an dieser Stelle mit Vorurteilen aufräumen, zu erzählen, wie der Ablauf in unserer Yogalehrerausbildung ist und wie „gut“ man in der Praxis sein muss, um hier mitzukommen. Es wäre doch schade, wenn einen das eigene Kopfkino davon abhält, seinen Herzenswunsch Wirklichkeit werden zu lassen.

Tiefergehendes Verständnis für Yoga

Viele Yogis, die sich schon länger mit dem Thema Yoga beschäftigen, spüren irgendwann den Wunsch in sich, mehr über Yoga zu erfahren. So nehmen auch viele an der Ausbildung Teil, um einfach mehr über die Hintergründe von Yoga zu erfahren und nicht, weil sie später unterrichten wollen. Schließlich ist in den Yogakursen nicht immer die Zeit, um wirklich tief in die Welt der yogaphilosophischen Hintergründe einzusteigen. Nach einiger Zeit wollen die ein oder anderen Teilnehmer von Yogakursen einfach mehr wissen:
Was genau machen Chakren? Was verbirgt sich alles hinter dem Begriff Prana? Was genau hat es mit dem Dreieck auf sich?

In unserer Yogalehrerausbildung nehmen wir uns richtig viel Zeit solche Fragen zu beantworten. Manche denken, wir würden dort 8 Stunden am Tag Yoga üben. Dem ist natürlich nicht so! Wir nehmen uns Zeit, um uns mit der Philosophie, der Anatomie, der Energielehre, dem Adjusten und all den anderen wichtigen Dingen rund um das Thema Yoga zu beschäftigen, Fragen zu beantworten und Yoga zu vermitteln – und auch miteinander zu leben. Denn Yoga ist eine Erfahrungswissenschaft. All die Dinge, über die Yogis sprechen, können in das eigene Leben integriert werden und wir haben die Chance uns mehr zu uns selber hin zu entwickeln.

Körperliche Voraussetzungen vs. ehrlichem Interesse an Yoga

Oft werde ich auch gefragt, wie lange man schon Yoga üben sollte oder ob es schlimm ist, dass man bestimmte Asanas nicht kann, oder aufgrund einer chronischen Erkrankung oder Verletzung eingeschränkt sei.
Klar: wir praktizieren in einer Ausbildung, man sollte also schon „sportgesund“ sein und auch in einer „normalen“ Einsteiger-Yogastunde mitkommen können. Aber es geht in der Ausbildung ja genau darum zu lernen, Yoga so zu üben wie es einem selber entspricht. Es gibt den schönen Satz „Yoga sollte sich immer dem Schüler und nicht der Schüler dem Yoga anpassen“. Diesen Leitsatz nehmen wir uns sehr zu Herzen, weswegen in der UNIT Yogalehrerausbildung viele Varianten von Yogastellungen -also Vereinfachungen- auf dem Lehrplan stehen. So ist jeder Yogi eingeladen, sich seine Varianten herauszusuchen, so zu üben, wie es ihm oder ihr entspricht und dabei zu lernen, welche Asana-Variation einem selber gut tun. Dann kann man dieses Wissen auch gut an andere Yogis weitergeben. Denn schließlich leiden beispielsweise 80% aller Menschen in Deutschland an Rückenschmerzen. Es ist also eher die Ausnahme, als die Regel völlig beschwerdefrei auf der Matte zu stehen.

Darüber hinaus ist es für uns sehr wichtig, einen Beitrag dazu zu leisten, dass sich die Yogis selber kennenlernen. Zu erkennen wer man ist -körperlich wie mental- also Selbsterkenntnis, ist eine der Gründe, warum Yoga seit vielen Tausend Jahren praktiziert wird.

Und eine weitere Erkenntnis ist wichtig: Es geht beim Yoga nicht darum, wie es von außen aussieht, sondern was im Inneren passiert. Es geht -um es mit einem weiteren Bild zum Ausdruck zu bringen- nicht darum, wie tief man in die Vorbeuge kommt, sondern was auf dem Weg in die Vorbeuge passiert!

Deswegen schreiben wir auf unsere Website auch, dass Grundvoraussetzung für die Teilnahme an unserer Yogalehrerausbildung „ein ehrliches Interesse am Thema Yoga“ ist!

Der Yoga Spiegel

Natürlich ist so eine Ausbildung fordernd und das auf mentaler wie körperliche Ebene: Yoga hält Dir einen Spiegel vor. Sich selber zu erkennen, zu verstehen „wie man tickt“. Es geht darum die eigenen mentalen Triggerpunkte für starke Emotionen sowie Handlungen zu erkennen und sich auf der Matte wie im Leben darüber klar zu werden, wann und warum man dazu neigt sich vielleicht zu über- oder unterfordern.
Die Auseinandersetzung mit sich selber ist es, was die Ausbildung auch mal anstrengend werden lassen kann. Aber wie gesagt, hierbei geht es um die eigenen Erwartungshaltung, die jeder an sich selber hat, weiniger um die, die wir als Ausbildner an die Teilnehmer herantragen.

Dennoch – es geht auch auf die Matte! 😉 Ja, gerade an den ersten beiden Wochenenden beschäftigen wir uns viel mit der Technik der Asanas, aber auch dabei achten wir darauf, dass hierbei niemand überfordert wird.

Die eigene Passion entdecken

Genauso wie die ersten beiden Wochenenden, steht jedes Wochenende unter einem ganz klaren Thema. So baut sich die Ausbildung wie ein Puzzle Stück für Stück zusammen. Am Ende- das können wir nach knapp 20 Jahren Ausbildungserfahrung sagen, passen alle Puzzleteile ineinander und es ergibt sich ein sehr stimmiges und schönes Bild: Du wirst ein tieferes Verständnis von Yoga und seinen Hintergründen und Zusammenhängen haben. Und wenn Du magst, wirst du auch unterrichten können. Wie fast alle Yogalehrer, die bei uns im UNIT unterrichten – denn ein Großteil hat auch die Ausbildung und/oder eine Fortbildung bei uns gemacht.
…und manchmal sind es gerade die, die am Anfang nie unterrichten wollten, die durch die Ausbildung schließlich ihre Passion im Unterrichten finden 😊