Lesedauer 6 Minuten

Die Lieblingsübung vieler Kinder und Jugendlichen beim Yoga ist Savasana. Das ist die längere Entspannungsphase am Ende der Yogastunde. Wenn ein neuer Yogakurs startet, frage ich die Kinder gerne zu Beginn, was sie denn über Yoga wissen und was ihre Erwartungen an die Yogastunde sind. Viele Kinder antworten dann „Yoga ist für mich Entspannung“ oder „Beim Yoga lerne ich zur Ruhe zu kommen.“ Das finde ich einerseits wirklich schön, dass die Kinder sich gerne beim Yoga ausruhen und entspannen möchten.

Andererseits könnte es auch ein Zeichen dafür sein, dass der Alltag heutzutage hohe Anforderungen an die Kinder stellt und sie schon im Kindergarten- oder Grundschulalter einen voll gepackten Terminkalender haben. Viel Förderung und zu wenig Zeit zum freien spielen, kann Stress für die Kleinen bedeuten.

Kinder nehmen sich Pausen

Seit über 5 Jahren unterrichte ich nun Kinderyoga und dabei habe ich festgestellt, dass das Bedürfnis der Kinder nach kleinen Ruheinseln und Pausen im Alltag immer größer wird. Natürlich macht Kinderyoga auch viel Spaß und ist durch die verschiedenen Themen und Geschichten sehr abwechslungsreich.

03kindDoch die bewusste Entspannung bei der Einstimmung am Anfang einer Kinderyoga-Stunde oder am Ende bei Savasana spielt für mich eine wichtige Rolle beim Unterrichten. Wir bewegen uns auch viel in der Kinderyoga-Stunde, aber auf die Anspannung folgt stets eine Entspannung. Manchmal fordern die Kinder schon selbst kleine Pausen ein oder ruhen sich kurz in der Stellung des Kindes oder im Liegen aus. Ich fördere das und finde es gut, wenn die Kinder merken, wann sie eine Pause brauchen. Sie können dann jederzeit wieder in die Übungen einsteigen – was sie auch meist nach 1-2 Minuten machen.

Der Lerneffekt durch die Entspannung ist groß: Die Kinder lernen auf ihre innere Stimme zu hören, in sich zu kehren und Ruhe zu finden. So können die Kinder auch einen achtsamen Umgang mit sich selbst und auch mit anderen sowie mit ihrer Umwelt lernen. Dadurch wird oft auch die Fähigkeit zur Konzentration, das Selbstbewusstsein und die Merkfähigkeit gesteigert.

Die Bedeutung von Savasana

Beim Kinderyoga ist es sinnvoll mit den Kindern eine angeleitete Entspannung so wie z.B. eine Fantasiereise zu machen. Am Anfang fällt es ihnen oft schwer ruhig liegen zu bleiben und einfach nur zuzuhören, doch das wird im Laufe eines Yogakurses von Mal zu Mal besser. Ich erkläre den Kindern die Entspannungshaltung Savasana und auch die Bedeutung davon, da ich selbst ganz begeistert davon bin, wie wirkungsvoll sie Stress reduzieren kann.

1024x640_BryanKestBeachMir persönlich gefällt die Erklärung von Power-Yoga Lehrer Bryan Kest sehr gut, der in seinem Blogartikel über „2 einfache Übungen um Stress zu reduzieren“ über Savasana folgendes schreibt:

„Die Totenstellung (Savasana) an sich ist also ein kraftvolles Werkzeug gegen konstanten Stress und zur Stresslinderung allgemein. Es ist eine einfache und doch wirksame Meditation, als auch eine Zeit der Entspannung, Erholung und Erneuerung nach einer kraftvollen Asana (physischen) Praxis. Die Totenstellung ist ein Puffer zwischen dem, was ich gemacht habe und dem, was ich tun werde. Auch nach einer OP verlässt man nicht einfach das Krankenhaus, sondern verbringt Zeit mit Erholung. Vergleichbar damit, machen wir nach einer Yoga-Praxis Savasana (die letzte Asana).“

Eine Fantasiereise für Kinder: Der fliegende Teppich

Du kannst diese Fantasiereise zur Entspannung mit deinen Kindern zu Hause üben oder natürlich zu Beginn oder am Ende einer Kinderyogastunde. Die Kinder können es sich dazu zu Hause im Bett oder auf dem Sofa und in der Yogastunde auf ihrer Matte gemütlich machen und sich gerne auch zudecken. Kleiner Tipp: Es gibt auch Augenkissen, die man sich während der Entspannungphase auflegen kann. Das hilft den Kindern, die Augen zu schließen, nicht die ganze Zeit zu blinzeln und so besser zur Ruhe zu kommen und ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen.

Artikelbild Teil 2 1024 x 640Stell dir vor deine Yogamatte verwandelt sich in einen fliegenden Teppich. Du liegst ganz bequem auf diesem fliegenden Teppich und hebst langsam vom Boden ab. Durch das Fenster fliegst Du aus dem Yogaraum und steigst immer höher und höher.

Von oben siehst du nun die Häuser und Bäume unter dir. Alles erscheint plötzlich ganz klein und wird immer kleiner und kleiner. Du fliegst über Dörfer und Städte und nimmst alles von oben wahr. Du fliegst immer weiter und entdeckst in der Ferne einen riesigen Berg mit etwas Schnee auf dem Berggipfel. Du bist neugierig und lenkst Deinen fliegenden Teppich zu diesem Berg. Du betrachtest die wunderbare Natur um den Berg von oben: die Blumen und Bäume, die Büsche und Sträucher. Nun fliegst du über den Berggipfel und genießt den Ausblick. Nimm die Ruhe und die Kraft wahr, die dieser große Berg ausstrahlt. Der Schnee auf dem Berggipfel glitzert in der strahlenden Sonne. Die Sonne wärmt Dich im ganzen Körper. Genieße diese Wärme und den wunderschönen Blick über den Berg in die Ferne.

Langsam kehrst Du mit deinem fliegenden Teppich wieder zurück. Du näherst Dich Deinem Zuhause und fliegst durch das Fenster zurück in den Yogaraum. Nun verwandelt sich der fliegende Teppich wieder zurück in deine Yogamatte und du wirst langsam wieder wach.

Jetzt kehrst Du langsam mit Deinen Gedanken wieder zurück ins Hier und Jetzt. Du fängst an, Deine Zehen und Finger zu bewegen. Dann Deine Hände und Füße. Jetzt rolle Dich auf die rechte Seite und komm über die Seite in einen bequemen Sitz nach oben.

Ich wünsche Dir viel Spaß beim Entspannen zu Hause oder bei der Yogastunde.
Namasté,
Deine Stefanie