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„Sammle deinen Geist und dein Qi
und nutze die Ausgewogenheit des Herbst-Qi.
Richte dein Streben nicht nach außen
und lasse dein Lungen-Qi klar werden.“
Des Gelben Kaisers Klassiker der Inneren Medizin (2698 v.Ch.)

Wenn man “etwas auf dem Herzen hat“, „eine Laus über die Leber läuft“, es „flau im Magen ist“, oder etwas „an die Nieren geht“, ist das Energie-Gleichgewicht gestört. Die Meridiane versorgen unseren Körper mit Energie und korrespondieren nicht nur mit ihren entsprechenden Organen, sondern auch mit bestimmten Emotionen und Denkmustern. Mit Yin Yoga können wir gezielt blockierte Gefühle harmonisieren und gleichzeitig positiv unsere Gesundheit beeinflussen.

Lungen- und Dickdarm Meridiane

Die Arbeit mit dem Funktionskreis Lungen- und Dickdarm-Meridian hilft uns, Gefühle der Trauer zu spüren und uns auf die Aspekte des Loslassens zu besinnen. Wir konzentrieren uns auf die Organe und Meridiane, die dem Element Metall zugeordnet sind, das die universelle Energie des Herbstes ist.

Der Lungen-Meridian beginnt unterhalb des Schlüsselbeins, an der seitlichen Brustwand, führt dann über die Innenseite des Ober- und Unterarms zum Handgelenk und endet außen an der Wurzel des Daumennagels.
Der Dickdarm-Meridian beginnt auf der Spitze des Zeigefingers, zieht zur Außenseite des Unterarms, dann zur seitlichen Ellenbogenfalte. An der Außenseite des Oberarms verläuft er zur Schulter, über den Hals bis zum Gesicht, dann weiter über die Oberlippe und endet neben der Nase.

Der Herbst ist da, und damit die Jahreszeit, in der wir unsere Pullover herausholen, die Blätter sich farbenfroh verwandeln und Kürbissuppe auf dem Herd kocht. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist der Herbst eine Zeit, die mit Transformation, Übergang, Traurigkeit und Trauer verbunden ist. So wie die Bäume im Sommer in der vollen Pracht ihrer Blätter sind, vollziehen sie im Herbst ihre Verwandlung und trennen sich von den Blättern, die den Winter ohnehin nicht überstehen würden. Yoga kann dabei eine gute Möglichkeit sein, mit den Emotionen dieser Jahreszeit umzugehen.

Warum der Herbst Traurigkeit hervorrufen kann

In der TCM korreliert diese Jahreszeit mit den Lunge- und dem Dickdarm-Meridianen, die durch Brust und Arme verlaufen und mit den Gefühlen von Traurigkeit und Trauer verbunden sind. Diese Emotionen repräsentieren unsere Fähigkeit, das Aufnehmen und Zulassen auszugleichen, was ebenfalls der Lunge und dem Dickdarm zugeordnet wird.

Die physiologischen Funktionen dieser Organe stimmen mit ihrer energetischen Funktion überein: Die Lunge steuert die Atmung und der Dickdarm regelt die Ausscheidung. Disharmonie beider Organsysteme kann als Symptome der oberen Atemwege (laufende Nase, Husten, heisere Stimme, etc.) und Verstopfung zum Ausdruck kommen. Falls die Gefühle von Traurigkeit und Trauer nicht verarbeitet werden, können sie weiterhin das Qi oder die Energie einschränken – und die Emotionen werden bleiben.

Wir können diesen „Rückzug des Qi“ im Herbst zu unserem Vorteil nutzen, indem wir die Gelegenheit ergreifen, zu überprüfen, was in unserem Leben freigesetzt werden muss. In der TCM ist es die Zeit, in der die Trennung von Wichtigem und Unwichtigen, das Loslassen und das Rückbesinnen eine große Rolle spielen. Im Lebenszyklus läutet das Metall-Element die Zeit ein, in der man die Streu vom Weizen zu trennen vermag und sich von alten Gewohnheiten trennt. Wir können Harmonie in den Körper zurückbringen, indem wir unser Tempo verlangsamen, Raum zum Nachdenken geben und einen Zustand der Leichtigkeit mit unserer Beziehung zur Veränderung schaffen.

Die Lunge gilt als wichtiger Taktgeber des Körpers und ist natürlich untrennbar mit dem Atem verbunden. Darum empfiehlt es sich, im Herbst dem Atem viel Raum zu geben. Pranayama (Atemübungen) sind jetzt besonders wichtig und wirkungsvoll. Auch Spaziergänge in der frischen Luft sind genau richtig, um den herbstlichen Gedanken und Emotionen nachzuspüren. Wer oder was ist mir wichtig?

Yin Yoga Übungen

Die folgende Yin Yoga Sequenz für Lungen- und Dickdarm-Meridian kann uns dabei helfen die Gefühle der Trauer und des Abschieds zu harmonisieren. Damit nähren wir unsere Lunge und die Energie des Dickdarms.

Beginne nun mit deiner Praxis und nehme alles wahr, was sich dir zeigt. Bleibe dabei ganz im „Yin Modus“ mit Hingabe, Geduld und der Bereitschaft, vollständig loszulassen. Die Positionen können zwischen 3 und 5 Minuten gehalten werden:

Einen schönen Herbst – mit viel Zeit zum Innehalten!

NAMASTE

Iris