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Lenkung und Leitung von Lebensenergie

In diesem Blogpost steht die Wirkung von Yin Yoga auf den energetischen Körper im Vordergrund, nachdem wir uns im vorherigen Artikel dieser auf 3 Artikel angelegten Yin Yoga Reihe um die Wirkung des regenerativen Yogas auf die Faszien beschäftigt haben.

In der yogischen Philosophie wird gelehrt, dass wir nicht nur einen physischen Leib, sondern auch einen energetischen Körper haben. Der energetische Körper durchdringt unseren physischen Körper und besteht aus Nadis. Nadis sind feinstoffliche „Röhrchen“, durch die diese Energie fließt (In der chinesischen Medizin werden ähnliche Energiebahnen als Meridiane bezeichnet). An bestimmten Stellen gibt es Knotenpunkte, an denen sich viele Nadis treffen. Diese Knotenpunkte nennt man Chakren, das sind die Energiezentren, an denen besonders viel Energie vorhanden ist. Durch einseitige Belastungen und ungesunden Lebensstil „verstopfen“ die Nadis. Ähnlich wie bei einem abgeklemmten Gartenschlauch, kann die Energie nun nicht mehr frei fließen. Auf der einen Seite gibt es einen Energiestau, auf der anderen Seite des „Knicks“ ist zu wenig Energie. Yin Yoga löst nun gewissermaßen den „Knick“ auf. Die Energie kann nun wieder frei durch die Nadis fließen und die Blockaden lösen sich auf. Durch die Nadis fließt nun aber natürlich kein Wasser sondern Prana, die Lebensenergie.

In manchen Yin Yoga-Richtungen wird über die Wirkung von Yin-Yoga auf die die 12 Hauptmeridiane gesprochen. Das hängt damit zusammen, dass ein prägender Lehrer des Yin Yogas -Paul Grilley- sich in seinen Ausbildungen auf dieses System bezieht.

Die Atmung = Lenkung von Lebensenergie

Als Prana wird im Yoga die Lebensenergie bezeichnet. Prana wird durch Nahrung, Wasser, Sonnenlicht und die Atmung aufgenommen. Während der Sauerstoff in der Lunge ins Blut übergeht und von da aus dem Organismus zur Verfügung gestellt wird, können wir die Lebensenergie allein durch unsere Aufmerksamkeit, an jeden beliebigen Punkt des Körpers schicken. Wir steuern also allein durch Gedankenkraft und Aufmerksamkeit, wo die Lebensenergie zu spüren ist. Die Energie des Lebens können wir so an Orte in unserem Körper schicken, an denen durch dauerhafte Fehlhaltung oder Stress Energielosigkeit vorherrscht.

Diese Energielosigkeit äußert sich häufig in Verspannungen oder Schmerzen im Körper.

Das Schöne dabei ist: Prana folgt der Aufmerksamkeit! Konzentrieren wir uns auf unseren rechten großen Zeh, so schicken wir durch die Aufmerksamkeit Energie dort hin. Konzentrieren wir uns in einer Asana auf den verspannten Bereich, der gerade gedehnt wird, erhöhen wir die Wirkung um ein Vielfaches. Deswegen ist das gleichmäßige Atmen in die Dehnung hinein ein zweiter sehr wichtiger Aspekt, der die regenerierende Wirkung auf Körper, Geist und damit auch der Seele noch um ein Vielfaches verstärkt.

Um diese wundervolle Wirkung zu erfahren, ist es wichtig tief und gleichmäßig zu atmen. Oft neigen wir dazu in den Dehnpositonen kurzatmig zu werden, oder sogar die Luft anzuhalten. Diesem Impuls sollte man im Yin Yoga ganz gezielt entgegensteuern. Denn durch das Luftanhalten bringt man wieder Spannung in das System hinein und verhindert so das Loslassen.

Manch einer soll sich vor Anspannung im Yin Yoga schon die Unterlippe zerbissen haben. Viel wirkungsvoller ist es in einer Asana dann nicht ganz so tief in die Dehnposition zu gehen, dafür aber tief und gleichmäßig zu atmen. Die Wirkung ist auf diese Weise am Größten.

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Natürlich ist die Wirkung des Yin Yogas nicht eindimensional zu betrachten, die unterschiedlichen Effekte beeinflussen sich sogar wechselseitig.

Ein durchbluteter Muskel verspannt sich nicht:

Auf körperlicher Ebene ist der Effekt des regenierenden Yoga auf Dehnübungen zurückzuführen. Die eingenommene Position wird über 3-5 Minuten gehalten und dadurch wird das Fasziengewebe gedehnt und entspannt. Gleichzeit konzentrieren wir uns auf den zu dehnenden Bereich und schicken dort Lebensenergie hin. Das hat einen großen entspannenden Effekt.

Wird das Bindegewebe gedehnt, wird natürlich auch der Muskel gedehnt. Dadurch werden die kontraktilen Elemente des Muskels auseinandergezogen. Eine auch in der Physiotherapie oder Osteopathie eingesetzte Methode, um Verspannungen in der Muskulatur zu lösen.

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Yin Yoga und die Psyche

Im folgenden Artikel werden wir uns mit den spannenden Zusammenhängen zwischen dem regenerierenden Yoga und der Psyche beschäftigen.

Namaste