Sei achtsam! Das hören wir öfter im Alltag und auch im Yoga! Doch was ist damit genau gemeint? Das werden auch wir immer wieder gefragt. Achtsam bedeutet ganz im Hier und Jetzt zu sein, den Moment in all seinen Facetten in seiner Ganzheit zu erleben, also alles aufzunehmen, was da ist. Mönche beschreiben diesen Zustand der Achtsamkeit mit den Worten: „…Wenn ich Tee koche, koche ich Tee und wenn ich den Garten harke, harke ich den Garten.“
Wir können den Zustand der Achtsamkeit auch als ein „ganz bei der Sache sein“ beschreiben. Achtsamkeit ist also ein Zustand, der für uns sehr erstrebenswert ist und wir selbst sind immer wieder aufs Neue bereit dafür an uns zu arbeiten. Denn wir erleben im Alltag immer wieder, dass wir die eine Sache tun und an eine andere Sache denken. So sind wir weder bei der einen noch bei der anderen Sache und das ist anstrengend. Achtsamkeit lässt uns also ganz im Hier und Jetzt sein und auf einmal werden auch die scheinbaren Nebensächlichkeiten kleinen Dinge.
Achtsamkeit ist aber auch etwas anderes als Konzentration. Konzentration hat was mit Anstrengung zu tun. Bei der Konzentration blenden wir andere Dinge aus. Versuche ich z.B. einen Faden in ein Nadelöhr zu schieben, so fokussiere ich den Blick und sehe nur noch das Nadelöhr und den Faden, alles andere wird unwichtig. Im Zustand der Achtsamkeit nehme ich aber auch Rundherum alles wahr, was jetzt gerade da ist, bin offen und nicht geschlossen. So entsteht Leichtigkeit, Durchlässigkeit und das Verweilen wird anstrengungslos.
Achtsamkeit und Atmung
Auf energetischer Ebene können wir uns der Achtsamkeit z.B. durch Atemtechniken nähern. Bewusst Atmen bedeutet, den Atem spüren und wahrnehmen, einer alltäglichen Handlung -wir atmen im Durchschnitt etwa 26.000 Mal pro Tag- Gewicht und Bedeutung geben. Wir beschäftigen uns für einige Minuten ganz bewusst mit dieser oft unbewusst ablaufenden Tätigkeit und geben ihr Bedeutung. Gerade der Atem ist sehr machtvoll, um uns wieder ins Hier und Jetzt zu holen, wenn der Geist mal wieder „abhaut“.
Achtsamkeit und der Körper
Achtsamkeit bedeutet auch saftet, aus dem Sanskrit für die Sanftheit. Es bedeutet also beim Yoga auf den eigenen Körper zu achten und seine Grenzen zu akzeptieren.
Deswegen kann eine Möglichkeit sein, diesen körperlichen Aspekt des Yoga in den Vordergrund zu stellen und z.B. Hilfsmittel einzusetzen. Sei lieb zu Deinem Köper und unterstütze ihn, könnte eine Überschrift für diesen Aspekt sein.
Achtsamkeit in der Yoga-Philosophie: Zufriedenheit
Zufriedenheit, ist ein zentraler Begriff in der Yogaphilosophie. Zufriedenheit bedeutet zufrieden zu sein mit dem was da ist (aber natürlich darf man auch nach anderen Dingen streben). Was hinter diesem Begriff steckt kann man am besten an einem kleinen Beispiel erklären:
Nehmen wir an, wir sind im Urlaub. Alles ist toll, ABER das Hotel neben uns ist noch größer, der Pool etwas schöner und die Liegen etwas näher am Wasser. Wir haben jetzt die Wahl: wir können genießen was da ist uns über unseren tollen Urlaub freuen, achtsam jede Sekunde genießen – oder unzufrieden sein und uns am Strand liegend darüber ärgern, nicht auf den anderen Liegen sein zu dürfen oder beim Schwimmen im Pool nur darüber nachdenken, warum dieser Pool den bitteschön so klein ist. Was passiert dabei? Wir sind mit unseren Gedanken nicht mehr im Hier und Jetzt und genießen den Urlaub nicht, sondern sind mit unserem Körper hier und mit unserem Geist ganz wo anders. Wie wird dann wohl der Urlaub werden?
Zufriedenheit ist also ein zentraler Bestandteil, um Achtsamkeit erleben zu können.
Achtsamkeit im Alltag: Entstressen
Diesen Stress erleben wir oft auch in unserem Alltag: während wir auf der Couch liegen haben wir ein schlechtes Gewissen, weil wir eigentlich noch die Steuererklärung machen müssten. Während des Waldspaziergangs besprechen wir die Beziehungsprobleme der Freundin und während wir arbeiten sind wir mit dem Kopf in der Freizeit und umgekehrt. Vor lauter Kopfkino nehmen wir den Moment nicht mehr wahr, erleben nicht mehr die Schönheit des Augenblicks, fühlen uns aber gehetzt und genießen nichts mehr so richtig: das erzeugt Stress.
Achtsamkeit entsteht alleine dadurch, dass wir es uns gönnen auf der Couch zu liegen, wenn wir müde sind, ganz bei der Arbeit sind, wenn wir arbeiten aber eben auch ganz zu Hause sind, wenn wir frei haben. Und hier schließt sich der Kreis: „…Wenn ich Tee koche, koche ich Tee und wenn ich den Garten harke, harke ich den Garten.“ …wenn es aber im Moment gerade wichtiger ist die Steuererklärung zu machen, als Tee zu kochen, dann mache ich das auch mit voller Achtsamkeit!
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