Bandscheibenvorfälle sind bei uns im Westen alles andere als eine Seltenheit. Gerade Menschen ab 40 sind sehr häufig davon betroffen. Das liegt oft an der falschen Belastung. Erfahre, was unser Alltag damit zu tun hat, wie Yoga dich bei der Vorbeugung unterstützt und worauf du beim Yoga nach einem Bandscheibenvorfall achten solltest.
Bandscheiben haben keine „Halbwertszeit“
Ein Bandscheibenvorfall hat erst einmal nichts mit unserem Alter zu tun. Obwohl manche Mediziner tatsächlich genau diese Auffassung vertreten. Sie sagen, dass wir mit den Jahren schlicht zu alt für unseren Körper seien. Dabei argumentieren sie mit der geringeren Lebenserwartung unserer Vorfahren. Unsere Gelenke seien schlicht nicht darauf ausgelegt, so lange zu halten.
Tatsächlich liegt es viel eher an der Fehlbelastung der Gelenke, die in der heutigen Zeit gang und gäbe ist. Deswegen wird auch von degenerativen Bandscheibenvorfällen gesprochen: die Bandscheiben bilden sich zurück. Oder anders gesagt: Sie zerfallen!
Der Alltag: Keine artgerechte Mensch-Haltung!
Um es umgangssprachlich zu formulieren, bewegen wir uns nicht artgerecht. Kurzum: Wir bewegen uns zu wenig und wenn wir uns bewegen, dann oft falsch. Die Wirbelsäule ist nicht dafür gemacht, dauerhaft eine sitzende Position „auszuhalten“. Sie ist auch nicht dafür gemacht, sich generell wenig zu bewegen. Das liegt vor allem am Aufbau der Wirbelsäule.
Zwischen den Wirbelkörpern liegen die Bandscheiben. Die Bandscheiben halten die Wirbelkörper auf Abstand und dienen als Stoßdämpfer. Durch Bewegungen werden die Bandscheiben ständig wie ein Schwamm ausgepresst und saugen sich wieder voll. Das fördert ihre Durchblutung und lässt sie flexibel und widerstandsfähig bleiben. Dieser Vorgang findet zum Beispiel beim Gehen statt. Leider verbringen wir nur viel zu viel Zeit damit, nicht zu gehen. Nach einer Studie der Stanford University machen Menschen in Deutschland im Durchschnitt 5.200 Schritte pro Tag. Das liegt weit unter der Empfehlung der WHO von 10.000 Schritten.
Unsere Lieblingsbeschäftigung – das Sitzen
Und was machen wir mit unserer restlichen Zeit? Richtig, wir sitzen! Laut DKV-Report sitzen Erwachsene im Schnitt 8,5 Stunden pro Tag. In der Folge degenerieren nicht nur die Bandscheiben, sondern es kommt auch zu muskulären Dysbalancen – also einem Ungleichgewicht in der Muskulatur. Darüber hinaus reagieren die Faszien auf unsere Bewegungsarmut. Um uns dabei zu helfen, noch länger Sitzen zu können, ziehen sie sich zusammen. So wird die Wirbelsäule, dieser labile Turm von etwa 61-71cm Länge, in die falsche Position gezogen.
Der geniale Aufbau der Wirbelsäule, der uns gleichzeitig Aufrichtung und Beweglichkeit ermöglicht, wird uns so zum Verhängnis. All das sorgt dafür, dass die Wirbelsäule nicht mehr richtig geschützt, gestützt und aufgerichtet wird. Durch die andauernde Fehlbelastung ist der Bandscheibenvorfall nur eine Frage der Zeit.
Yoga zur Vorbeugung eines Bandscheibenvorfalls
Was Bandscheibenvorfälle angeht, hat Yoga das Potential sehr gut zu unterstützen. Denn wenn wir mit der richtigen Technik üben, kräftigen wir die Stützmuskulatur der Wirbelsäule nachhaltig. Hier stehen vor allem der Beckenboden und die tiefe Bauchmuskulatur im Vordergrund. Sind diese beiden Muskelgruppen kräftig und hat das Gehirn gelernt, sie auch in Alltagsbewegungen einzubinden, ist die Wirbelsäule deutlich besser geschützt.
Das Thema Körpermitte inkl. Lendenwirbelsäule ist auch eines der Module unserer Yogatherapie Ausbildung, das du auch einzeln buchen kannst. Dort lernst du speziell modifizierte Asanas und Körperübungen, Atemübungen, angepasste Meditationen und Konzentrationsübungen sowie angewandte Yogaphilosophie. So bist du als YogalehrerIn bestens gewappnet, um deine SchülerInnen bei Rückenbeschwerden zu unterstützen. Alle Informationen zu diesem Modul findest du hier.
Die richtigen Dehnübungen sorgen dann dafür, dass das Fasziengewebe in die Länge gezogen, also gedehnt wird. Dadurch bekommen die Gelenke mehr Raum und es fällt uns viel leichter gerade und aufrecht zu stehen – und noch besser – zu gehen! Außerdem werden durch die sanften harmonischen Bewegungen des Yoga auch Überlastungen durch Stöße ausgeschlossen.
Yoga nach einem Bandscheibenvorfall
Yoga zur Vorbeugung ist also eine gute Sache. Wie sieht es aber mit Yoga NACH einem Bandscheibenvorfall aus? Hier ist wichtig zu sagen: Es gibt viele unterschiedliche Formen von Yoga. Deshalb ist es gerade bei Menschen, die schon einen Bandscheibenvorfall haben, so wichtig, den passenden Yogastil und den oder die passende YogalehrerIn zu finden. Zweiteres steht und fällt mit der Ausbildung. Eine 200h Yoga Ausbildung sollte es mindestens sein. Noch besser wäre es, wenn die Yogalehrenden eine Yogatherapie Ausbildung vorweisen können. Denn hier wird nochmal ganz genau auf orthopädische Erkrankungen eingegangen. Das ermöglicht ein tiefgreifenderes Verständnis für solche Problematiken.
Natürlich ersetzt die Yogapraxis niemals den Gang zum Arzt oder Physiotherapeuten. Es kann aber langfristig ein Baustein zu einem schmerzfreieren Leben darstellen. Denn neben der positiven Veränderung von Muskeln und Faszien, werden auch so wichtige Dinge wie Achtsamkeit und Körperwahrnehmungen geschult. Viele Yogatechniken helfen auch dabei, den Geist zur Ruhe zu bringen. Das wiederum reduziert den Stresspegel und hilft uns dabei, auf die Bedürfnisse unseres Körpers achtzugeben. Und das ist schließlich die Basis für ein gesundes und zufriedenes Leben.
Möchtest du deine Teilnehmenden bestmöglich bei verschiedenen Krankheitsbildern kompetent unterstützen? Dann ist unsere 300h Yogatherapie Ausbildung mit dem langjährigen Yogi und Dipl. Sportwissenschaftler Holger vielleicht genau das Richtige für dich.
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