Manchmal werde ich gefragt, ob es nicht ein Widerspruch ist Yoga im Leistungssport anzubieten und dann auch noch den Leistungssport von Kindern und Jugendlichen durch Spenden-Yoga-Klassen zu unterstützen. Denn schließlich suchen viele Menschen im Yoga oft Ruhe und Entspannung, lieben diese Welt fern ab von Leistung und dem oft präsenten: „Du musst“ oder „Mach doch endlich“.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Für mich ist es überhaupt kein Widerspruch!
Ein Aspekt der für mich bei der Betrachtung von Yoga sehr wichtig ist, ist das Ziel von Yoga. Ja, man denkt da schnell an die Erleuchtung, aber auf dem Weg da hin geht es um Dinge wie: „Erkenne Dich selbst“, „Werde, wer Du bist“ oder auch „Sei ganz im Hier und Jetzt und genieße den Augenblick“.
Unzufriedenheit im Alltag? Sport kann helfen!
Viele Menschen sind unzufrieden, weil sie tief in sich spüren, dass sie an ihrem Leben -mal mehr, mal weniger- vorbeileben. Dann kommt oft eine latente Unzufriedenheit auf. Das Gehalt im Job wird als Schmerzensgeld empfunden, man geht nicht gerne zur Arbeit und lebt für den Feierabend, das Wochenende oder die Rente. Oft geht dann in der Midlife-Crisis so richtig los und man stellt alles in Frage, bricht aus, krempelt sein Leben um – oder resigniert.
Sport bedeutet für mich sich zu erfahren, sich zu erleben, die eigenen Grenzen kennenzulernen, ein gutes Körpergefühl zu entwickeln, den Geist zu trainieren, in dem man auch mal weitermacht, wenn es unangenehm wird und man aus der eigenen Komfortzone heraus muss. Sport kann dazu dienen die eigenen Grenzen zu verschieben -sich selber bewusster zu werden, also selbstbewusst zu sein.
Das setzt natürlich voraus, dass gerade Kinder und Jugendliche Sport freiwillig betreiben und nicht das Gefühl haben gezwungen zu werden. Dann ist Sport ein wunderschönes „Nullsummen-Spiel“ in dem es eigentlich um nichts geht. Es ist ja nicht wie im alten Rom, wo der Verlierer dann auch umgebracht wurde. Sondern eigentlich ist der Ausgang eines Wettkampfs völlig egal.
Leistungssport ist was anderes als Profisport
Natürlich geben Sportler dem Ausgang manchmal eine sehr große Bedeutung und später als Erwachsene verdienen manche ihr Geld damit. Das ist dann aber Profisport. Hier können dann natürlich Sieg und Niederlage eine ganz andere -auch finanzielle- Bedeutung bekommen. Aber selbst in diesem Fall beschrieben die Sportler immer wieder, dass sie eben im entscheidenden Moment genau das ausblenden müssen, dass sie nur dann 100% Leistung bringen können, wenn sie ganz im Hier und Jetzt sind, dass sie sogar eher verlieren, wenn sie daran denken, was bei einem Sieg oder Niederlage alles passieren kann: Das Kopfkino kann die automatisiertesten Bewegungen dann schnell unpräzise werden lassen.
Yoga hilft im Hier und Jetzt zu bleiben
Und genau hier macht das Wissen um Yoga so viel Sinn: Neben den körperlichen Übungen kann Yoga helfen, den Geist zur Ruhe zu bringen, sich mehr auf sich zu konzentrieren, fokussiert und in dem Moment zu bleiben und zu spüren, was einem gut tut.
In diesem Sinne üben die Kinder und Jugendlichen dann eigentlich schon Yoga – nur, dass die Übungen (Asanas) anders heißen: Hier ist es dann nicht der Krieger 1, sondern vielleicht Weitsprung-Asana, Schnell-Renn-Asana oder Aufschlag-Asana.
Gerade deswegen, macht es für mich so viel Sinn, diese Qualitäten durch Yoga im Leistungssport zu fördern und das Bewusstsein dafür zu schärfen. Denn wenn wir gelernt haben wie wir den Geist zur Ruhe bringen und uns fokussieren können, schaffen wir es auch nach der sportlichen Karriere diese Qualitäten mit in den Alltag zu nehmen.
Was Eltern von ihren Kindern lernen können
…und vielleicht nehmen sich dann, die doch ab und zu vom Ehrgeiz getrieben, Eltern ein Beispiel an ihren Kindern, üben Yoga und spüren wie gut es sich anfühlt, Körper und Geist zur Ruhe zu bringen. Vielleicht gelingt es ihnen dann beispielsweise bei einer unfairen Schiedsrichter-Entscheidung oder Auswechslung des Sprösslings zu lächeln, bei sich zu bleiben und sich selber zu sagen: Es ist ein Spiel – eigentlich geht es um nichts.
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