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„Yoga citta vritti nirodha“ bedeutet: Yoga ist das zur Ruhe bringen der Gedanken im Geist. Dieser Satz beschreibt zusammenfassend, was (das zentrale Element im) Yoga ist. Die Definition stammt von dem indischen Gelehrten Patanjali, der das Yoga-Sutra, einen Leitfaden für den Yogaweg, verfasste. Das Yoga-Sutra besteht aus 195 Sanskrit-Versen und entstand ca. 400 n. Christus. Es gilt als eine der ältesten Überlieferungen und ist für uns heute mit die bedeutendste Yoga-Schrift. Deswegen ist das Yoga Sutra auch ein wichtiger Teil der 200h Ausbildung. Bei Romana Lorenz-Zapf habe ich gelernt, die Bedeutung der doch sehr komplexen Verse besser zu verstehen.

Gleich zu Beginn, im Kapitel 1, Vers 2 definiert Patanjali:

„yogaś citta-vṛtti-nirodhaḥ“

Es ist wahrscheinlich auch der bekannteste Vers des Leitfadens. Die einzelnen Wörter wollen wir hier nochmal etwas aufgeschlüsselt betrachten:

  • yogaś steht natürlich für Yoga.
  • citta ist aus dem Sanskrit übersetzt der Geist, der Verstand oder das Bewusstsein.
  • vritti sind Fluktuationen, also unsere Gedanken/wellen.
  • nirodha bedeutet so viel wie Kontrolle, Beherrschung, Zurückhaltung oder Auflösen. Es steht damit für das Nichtvorhandensein bzw. die Abwesenheit der Gedanken.

Das zur Ruhe bringen der Gedanken im Geist, ist dennoch ein Zustand voller Bewusstheit und Klarheit. Das zeigt sich auch in dem darauffolgenden Vers,

„tadā draṣṭuḥ svarūpe-‚vasthānam“

der erklärt: Ist der Geist zur Ruhe gebracht, ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.

Glasklar

Um den Zustand des Geistes zu veranschaulichen, findet man häufig diesen Vergleich:
Der Geist ist wie das Wasser eines Sees.
Bewegt sich das Wasser, schlägt es leichte Wellen, die Oberfläche ist unruhig und im Wasser werden kleine Sandkörner aufgewirbelt.
Dann kann man nicht zum Grund des Sees blicken und sehen, was sich dort verbirgt.
Ist der See jedoch ruhig, wird alles ganz klar und wir können genau erkennen, was sich in der Tiefe verbirgt.

yoga-see

Und jetzt: Nicht mehr denken

Diese Tätigkeit des gedanklichen „Nicht-Tätig-Seins“ will geübt werden. Die wenigsten Leute können auf Knopfdruck das Gedankenkarussell einfach abstellen. So sagt uns Patanjali, dass beharrliches Üben (jedoch in Balance mit genug Gelassenheit), eine intensive Praxis und Hingabe uns helfen diesen Yoga-Zustand zu erreichen.

Für dieses Üben gibt es mehrere Wege. Meditation ist wahrscheinlich das erste, was uns in den Sinn kommt. Mit der bewussten Fokussierung auf ein Objekt (wie Atmung oder Herzschlag) versuchen wir die Sinne mehr zurückzuziehen, vom Außen mehr ins Innen zu kommen und so unsere vielen verschiedenen Gedankenströme zu minimieren.

Schon drei Minuten am Tag können hier ein leicht gemachter aber effektiver Anfang sein. In diesem weiteren Artikel schreibt Holger Zapf, dass Meditation wie Zähneputzen ist. Wenn Meditation mit drei kleinen Minuten zu einem regelmäßigen, täglichen Ritual wird, kann man sie recht einfach als kleine Auszeit für sich in den Alltag integrieren. Diesen Ansatz vermitteln Romana und Holger Zapf auch -sehr erfolgreich- in der 200h Ausbildung. :)
Natürlich hilft auch die Asanapraxis Körper & Geist wieder mehr in Einklang zu bringen, Stress, überschäumende Emotionen sowie Gedanken loszulassen und durch die Bewegung in eine Art „meditation in motion“ zu gelangen.