Wenn es einem den Boden unter den Füßen wegzieht
Im Yoga streben wir oft nach Veränderung. Wir wollen alte Muster hinter uns lassen, wollen uns frei fühlen oder auf körperlicher Ebene vielleicht tiefer in eine Position hineinfinden. Wichtig ist dabei zu verstehen, dass wir genau dann Freiheit und Weite als Befreiung erleben, wenn wir gleichzeitig eine stabile Basis haben und die Freiheit kontrolliert und gewollt entsteht. Und genau hier ist die Asanapraxis eine perfekte Analogie zum Leben.
Den Halt verlieren
Die meisten von uns haben es schon auf die eine oder andere Art erlebt. Der Partner trennt sich, man hat die Kündigung auf dem Tisch oder muss unfreiwillig umziehen. Das ist oft ein Gefühl, als ob einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird und man hat das Gefühl, komplett den Halt zu verlieren. In solchen Situationen greift man dann nach jedem Strohhalm der einem Halt zu geben scheint.
Doch was passiert in solchen Situationen eigentlich? Eigentlich macht es uns doch so zu schaffen, dass wir eine sicher geglaubte Basis verlieren, das Gefühl haben, einen für uns wichtigen Eckpfeiler der uns Stabilität gibt, zu verlieren und ins Haltlose fallen. In solchen Situationen sehen wir uns eben nicht nach Freiheit, sondern nach Stabilität. Wenn wir solche Situationen zu Ende denken, merken wir, dass ein glückliches, freies Leben aus der richtigen Mischung zwischen Stabilität und Leichtigkeit entsteht.
Die Mischung machts- Stabilität und Leichtigkeit in der Yogaphilosophie
In einer der wichtigsten Yogaschriften, den Yoga Sutren wird genau das beschrieben. Es geht im Yoga darum, die Mitte zwischen Stabilität und Leichtigkeit zu finden. Das gilt fürs Leben genauso, wie für unsere Yogapraxis. Mehr noch: Wir können durch Yoga lernen, dass auf das Fallen immer wieder Stabilität folgt. Yoga kann uns also nicht nur Stabilität geben, mehr noch: wir können fallen lernen und lernen, dass wir danach schnell wieder ins Gleichgewicht kommen.
Die Einzige Konstante ist die Veränderung
Im Außen ist dieser Satz sehr wahr: Die Einzige Konstante ist die Veränderung, alles ist im Fluss und alles ist vergänglich. Deswegen suchen Yogis die Stabilität auch im Inneren. Auch der Volksmund sagt: „Wahre Größe kommt von Innen“. Yoga lädt also dazu ein, sich nicht über das Außen zu definieren, sondern die eigene innere Größe zu erkennen und das Außen als das zu erkennen, was es ist: Veränderung!
Sobald wir das erkannt haben, können wir die Veränderungen im Außen mit anderen Augen betrachten, nämlich als normal, können den Moment genießen, ohne anzuhaften, denn er wird unweigerlich vorbei gehen und nicht mehr wiederkommen. Aber wir lernen uns selber dafür immer mehr zu vertrauen, also Selbstvertrauen aufzubauen und zu spüren, dass unser Wesenskern unveränderlich ist.
Aus diesem Gefühl heraus können wir dann genau die Stabilität und Stärke ziehen, um uns von den Veränderungen des Alltags nicht allzu sehr gefangen nehmen zu lassen.
Hinterlasse einen Kommentar