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In jedem Lebensabschnitt durchlaufen Körper und Geist besondere Entwicklungsabschnitte. Das ist der Grund, warum wir im UNIT für die verschiedenen Lebensphasen auch spezielle Yogalehrer Ausbildungen anbieten. Denn schließlich wollen wir als Yogalehrer unser Bestes geben und jedem gerecht werden. Da liegt es auf der Hand, dass es einen Unterschied in Bezug auf die Methodik und Didaktik, aber auch die Übungsauswahl geben muss, wenn ich mit Kindern oder mit einem Senioren arbeite. Die Spanne zwischen dem 20.-40. Lebensjahr wird als sog. „Leistungsalter“ bezeichnet, ab dem 50. nimmt dann die Leistungsfähigkeit stetig ab.
Das kann natürlich im Einzelfall auch ganz anders sein. So gibt es sicherlich 60-Jährige, die physisch wie psychisch mindestens so leistungsfähig sind wie 30-Jährige! Warum das so ist, erklärt der folgende Artikel.

Es gibt wissenschaftliche Studien, die belegen, dass sich im Durchschnitt die Leistungsfähigkeit ab dem 50. Lebensjahr verändert. Für uns also Grund genug, genau für diese Zielgruppe ein eigenes UNIT Yoga Ausbildungskonzept „Yogalehrer 50plus“ zu entwickeln.

In der Wissenschaft wird dieser Abschnitt wenig schmeichelhaft „Greisenalter“ genannt. In einer Gesellschaft, in der es darauf anzukommen scheint, immer fit, jung und dynamisch zu sein, eine Beschreibung, die auf wenig Sympathie stößt.

Was diesen Lebens-Abschnitt ganz besonders auszeichnet:

Der Lebensabschnitt, der um das 50. Lebensjahr beginnt, ist durch zunehmende Verschleißerscheinungen und Rückbildungsvorgänge gekennzeichnet, die mit fortschreitender Lebensdauer in den verschiedenen Organsystemen des Körpers beginnen. Sie führen zur allmählichen Abnahme des Leistungsvermögens und somit auch der Arbeitsfähigkeit.
Vor einigen Tagen erzählte mir eine Personal Trainings-Kundin, dass ihr Arzt mit einem Augenzwinkern gesagt hätte, dass der menschliche Körper eigentlich darauf ausgelegt ist 48 Jahre alt zu werden. Diese saloppe Formulierung beschreibt aber genau den Stand der Wissenschaft. Spätestens jetzt sollten wir beginnen, uns ganz besonders um unserem Körper zu kümmern, wenn wir noch lange Freude mit und an ihm haben wollen.
Denn sowohl der zeitliche Verlauf als auch die Symptome der Verschleißerscheinungen und Rückbildungsvorgänge des Körpers, können je nach individueller Veranlagung (Genetik), Belastung und Lebensführung ganz unterschiedlich ausfallen.

Deswegen gibt es in dieser Lebensphase auch so große Unterschiede zwischen den Menschen. Je nach Veranlagung und Lebensstil, kann das Lebensgefühl in dieser Phase ein komplett anderes sein. Die Entwicklungsprozesse im Säuglingsalter lassen sich viel allgemeiner beschreiben, da die Faktoren Belastung und Lebensführung in diesem Lebensabschnitt eine wesentlich untergeordnete Rolle spielen. Hier zeigt es sich sehr deutlich, wie achtsam wir in den Jahren zuvor mit unserem Körper umgegangen sind, es ist aber auch der richtige Zeitpunkt, um anzufangen sich um Körper und Geist zu kümmern.

Diese Faktoren erhöhen degenerative Prozesse im Körper

Als Ursachen für die mit dem Altern verbundenen Verschleiß- und Abbauvorgänge, hat die medizinische Altersforschung (Gerontologie) folgende Faktoren ermittelt, die sich wechselseitig beeinflussen:

  • zunehmende Fehler bei den Zellteilungsvorgängen und dem Stoff- und Energiewechsel in den Zellen
  • nachlassende Produktion, der die Lebensvorgänge steuernden körpereigenen Wirkstoffe (Enzyme, Hormone) und zunehmende Schwächung des Abwehr-(Immun-)systems
  • langes Einwirken von aggressiven Schadstoffen aus der Nahrung und Umwelt auf die Zellen und Organe
  • Fehler in der Lebensführung des Menschen (Drogenkonsum, Schlafmangel, Stress, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel…)

Viele dieser Faktoren könne wir aktiv beeinflussen. Durch eine Änderung unseres Lebensstils, haben wir es selbst in der Hand, wann und in welchem Umfang uns diese Faktoren beeinflussen.
Diese vorbeugenden Maßnahmen könnten auch zur weiteren Erhöhung der Lebensdauer und Lebensqualität von älteren Menschen beitragen. Was liegt also näher, als spätestens jetzt mit Yoga und Meditation zu beginnen und die positiven Effekte zu erfahren.

Erscheinungen des Alterns

Jede Lebensspanne ist durch bestimmte Veränderungen oder Erscheinungen geprägt, so auch die Lebensspanne ab dem 50. Lebensjahr.

Hautsystem: Erschlaffung, Runzel- und Faltenbildung, Rückgang der Kopf- und Körperhaare

Stütz- und Bewegungssystem: Zwischenwirbelscheiben schrumpfen, Körperhöhe nimmt ab; stärkere Wirbelsäulenkrümmung und gebeugte Körperhaltung. Kalkverlust und Brüchigwerden der Knochen (Osteoporose), Abnutzungserscheinungen an Gelenken, Verringerung der Muskelmasse.

Atmungs- und Kreislaufsystem: Abnehmende Leistungskapazität von Lunge, Herz und Blutgefäßen; geringere Sauerstoffzufuhr bewirkt zusammen mit Veränderungen am Bewegungssystem Rückgang des körperlich-sportlichen Leistungsvermögens.

Sinnes- und Nervensystem: Abnehmende Sehleistungen (Alterssichtigkeit, fortschreitende Sehschwäche) und Hörleistungen (Schwerhörigkeit); nachlassende Reaktionsfähigkeit; mit zunehmendem Alter auch Minderung der Gedächtnis-, Orientierungs- und Denkleistungen, in schweren Fällen Alzheimer.

Häufige Erkrankungen des Alters sind also: Arthrose, Inkontinenz, Osteoporose, Rheuma, Gicht, Diabetes Typ 2, Erkrankungen der Atemwege und Demenz.

Das Schöne ist aber: Wie und wann uns diese Alterserscheinungen betreffen, hängt eben ganz maßgeblich von unserer Lebensführung und unseren Gewohnheiten ab und selbst, wenn man unter diesen Krankheiten leidet, muss dies keine Einbahnstraße sein! Änderungen des Lebenswandels haben oft einen sehr positiven Einfluss auf Heilungsprozesse und mildern Krankheitsverläufe extrem ab.

Yoga5plusAusbildung

Das Wunder namens Yoga

An dieser Stelle kommt dann Yoga ins Spiel! Denn richtig dosiertes und auf die Bedürfnisse der Zielgruppe angepasstes Yoga kann hier wahre Wunder bewirken!

Der Leistungsgedanke hat gerade in dieser Phase nichts im Yoga verloren. Es geht also in erster Linie darum, die Bedürfnisse der Menschen zu erkennen und die Asanas so zu modifizieren, dass die Übenden nicht überfordert werden. Dafür ist dann oft viel weniger Bewegung nötig, als bei jüngeren Yogis und es können eine Vielzahl von Hilfsmitteln zum Einsatz kommen: Stühle, Bänder, Luftballons…

Hilfsmittel für Yoga mit Älteren

Es gibt eine Vielzahl an Hilfsmitteln die eingesetzt werden können, um auch in diesem Lebensabschnitt altersgerecht und leistungsangepasst Yoga üben zu können und einen harmonischen Ausgleich von Körper, Geist und Seele herzustellen.

Zusatz-Ausbildung Yogalehrer 50plus

Deswegen haben wir diese spezielle Ausbildung 50plus mit Referentin Ursula Engel konzipiert, um den Teilnehmern altersangepasste Modifikationen und Variationen von Asans zu vermitteln und zu erklären, wieso eine Anpassung der Asanas so wichtig ist.

Dabei stehen weiterhin alle wesentlichen Bestandteile einer jeden Yogastunde im Fokus: Pranayama, Asanapraxis und Meditation. Klar, dass es hier aber eben nicht darum gehen kann, möglichst lange Kumbhaka zu üben, wenn vielleicht schöneres Asthma diagnostiziert wurde. Klar, dass der Herabschauende Hund mit einer fortgeschrittenen Hüftgelenksathrose nicht wirklich funktioniert. Trotzdem wollen wir unsere Teilnehmer in den Genuss einer möglichst guten und wirkungsvollen Yogastunde kommen lassen.

Mit Yoga kann in jedem Alter gestartet werden!

Mit Yoga und Bewegung zu starten, macht in jedem Alter Sinn. Denn gerade Kraft ist ein konditioneller Faktor, der ein Leben lang trainierbar ist. Eine starke Muskulatur ist wichtig, um Osteoporose entgegenzuwirken, den Rücken zu stabilisieren und sie strafft sogar die Haut. Dehnübungen halten nicht nur die Muskeln geschmeidig, sondern auch die Faszien, also das Bindegewebe. Dehnübungen wirken also der typischen “Alterssilouette“ entgegen.

Atemübungen verbessern die Effizienz der Lunge und haben positive Effekte auf das Herzkreislauf-System und Meditationsübungen, sorgen für einen klaren Geist.

Es ist also sehr wertvoll für Yogalehrer, Menschen in dieser Lebensspanne 50plus spezielle, auf sie zugeschnittene Asanas und Yogakonzepte zu vermitteln, damit die Teilnehmer diese Lebensphase lange und in vollen Zügen genießen zu können.